Von altem Brauchtum: Barbaratag (4. Dezember)

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Als eine der 14 Nothelfer hilft die Heilige bei Unwettern, Feuergefahr und bietet Wegzehrung in der Todesstunde. Sie ist Schutzpatronin der Architekten, der Gefangenen und der Bergleute. Aus diesem Grunde finden heute verschiedene Bergmannsbräuche statt. Wie ihre Vita berichtet, war Barbara eine junge Kaufmannstochter, die heimlich Christin geworden war und daher zahlreiche heidnische Freier abwies. Das erzürnte ihren Vater, der daraufhin einen Turm erbauen und sie darin einsperren ließ. Als sie ihrem Vater, der ein fanatischer Christenhasser war, schließlich bekannte, sie habe sich taufen lassen, ließ er seine Tochter foltern und enthauptete sie am Ende eigenhändig. Kaum aber hatte er sein blutiges Schwert beiseite gelegt, wurde er vom Blitz getötet.
Während ihrer Gefangenschaft hatte Barbara trockene Kirschzweige mit Wassertropfen getränkt. An ihrem Todestag haben diese dann auf wundersame Weise zu blühen angefangen. »Sie sagte zu dem Zweig: ›Du schienst wie tot, aber du bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuen ewigen Leben aufblühen!‹ Daraus hat sich der Brauch der ›Barbarazweige‹ entwickelt.«1 Dabei werden traditionell Kirsch-, aber auch Erl-, Haselnuß-, Ginster-, Weide- oder Kastanienzweige in eine Vase mit lauwarmem Wasser gestellt und sollen bis zum Weihnachtsfest Blüten treiben. »Brachen die Blüten genau am Weihnachtstage auf, bedeutete dies Glück für die ganze Familie. Auf dem Lande bedeutete es außerdem eine gute Ernte im nächsten Jahr, mitunter auch eine baldige Hochzeit im Haus oder in der nahen Verwandtschaft. Junge Mädchen wollten daraus ein sicheres ›Ja‹ als Antwort für ihre Fragen sehen, ob ›Er‹ sie nun liebt und sich ihr im kommenden Jahr erklären wird.«2
Möglicherweise geht der Barbaratag auf das germanische Totenfest zurück. Auf ihre Verbindung zur heidnischen Borbet, jener Alten [Totengöttin Hel, Frau Holle], die das Leben am Ende wieder in ihren Schoß zurücknimmt, verweist auch die seltsame Etymologie ihres Namens, den man im Griechischen sonst nur mit ›die unverständlich Sprechende, die Ausländerin‹, also mit ›Barbarin‹, übersetzen kann. Auch bei den mesoamerikanischen Christen entwickelte sich ihr Kult als Adaption vorchristlicher Heroenverehrung bei Indios bzw. schwarzafrikanischen Sklaven ein von der Kirche unerwünschtes Eigenleben. Vielleicht liegt hier einer der Gründe dafür, warum Barbara vom Zweiten Vatikanischen Konzil [1962-1965] aus dem römisch-katholischen Heiligenkalender offiziell verbannt worden ist.3

Auszug aus: Alexander Blöthner: Magische Augenblicke – Jahreskalender 2022 mit allen wichtigen Monats-, Tages- und
Stundenenergien unter dem Einfluß der Gestirne – Mit den Glückstagen, Lostagen, Schwendtagen, Portaltagen,
bedeutenden mittelalterlichen Tagesheiligen als Christlicher, Altrömischer, Germanischer, Altslawischer und
Keltischer Kalender mit Brauchtum und Festen im Wandel der Jahreszeiten mit Beschreibung und Anleitung,
Norderstedt 2021


Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen


12 Michels 1998, S. 197f.
13 Vgl. N.N.: Die Barbarazweige galten in alter Zeit sogar als Orakel, in: Ost-thüringer Zeitung, Lokalteil Schleiz (04.12.1996).
14 Vgl. Christian Meyer: festegedenktage/ variablegedenktage/ interkulturel-lerkalender/ verschiedenes u.a., in meyer-schodders Webseite (meyerschodder.
jimdo.com, abger. 24.04.2021); Inge Resch-Rauter: Unser keltisches Erbe – Flurnamen, Sagen, Mär-chen und Brauchtum als Brücken in die
Vergangenheit, Wien 1992, S. 272.

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