Von Brigitte Richter (Thierbach)
Trauer ist das stärkste Gefühl, das ein Mensch verspüren kann. Hunger, Durst, Angst und Wut sind auch belastend, aber Trauer weckt Demut in uns. Niemand will traurig sein, und doch sucht die Trauer jeden Menschen irgendwann heim.
Am schlimmsten ist es, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Aber auch ein Haustier, mit dem man viele glückliche Jahre verbracht hat, reißt eine Lücke.
Stirbt aber ein Kind vor den Eltern, die Generationen-Folge wird unterbrochen, dann ist die Trauer unermesslich groß.
Es helfen keine Worte von Freunden, Verwandten oder anderen nahe stehenden Menschen; nur die Zeit, sagt man, heilt Wunden. Für manche Menschen bringt aber auch die Zeit keine Heilung.
Die lapidaren Sprüche: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her!“ sind kleine Hoffnungsschimmer, dass der Schmerz einstmals nachlässt. ..Und er lässt nach. Die Natur hat es so eingerichtet.
Ich war letztens bei einer Bekannten, deren Mann vor wenigen Jahren verstorben ist. Er war ihre große und einzige Liebe. Die Krebserkrankung hat er leider nicht überstanden. Nennen wir sie mal Inge, die Bekannte. Inge erzählte, wie eine Amsel durch ihren Garten hüpft, die scheinbar ziemlich zahm ist. Sie wirft ihr Futter hin, und vor ihren Füssen pickt der schwarze Vogel die Krümel auf. Jeden Tag kommt er wieder, zwitschert in der Früh im Apfelbaum sein Morgenlied. Inge geht täglich zum Friedhof und gießt die Blumen auf dem Grab ihres Mannes. Plötzlich sitzt eine Amsel auf dem Grabstein. Sie fliegt nicht weg, als Inge näher kommt.
Meine Gedanken: Inge, dein Mann schickt dir diese Amsel. Es ist ein Gruß von ihm. Ich denke er beobachtet dich, weil er dich beschützen will. Und als sie den Friedhof verlässt, fliegt ihr eine Amsel voraus. Ob es dieselbe ist, kann sie nicht sagen, aber ein frohes und glückliches Gefühl beschleicht sie und vertreibt die Traurigkeit, die sie immer verspürt, wenn sie am Grab war.
Er wiegt sich im Wind in den Blumen in euerm Garten, er rauscht in den Blättern der alten Obstbäume und er flackert im Kerzenlicht das neben seinem Foto brennt, dein Gerd. Tot ist jemand erst, wenn er von niemand mehr vermisst wird; wenn ihn niemand geliebt und geachtet hat. Wenn ein Herz aufhört zu schlagen, dann klopft es bei einem anderen Herzen an, und bittet darum, sich anzuschmiegen.
„Dein Gerd ist in einem anderen Raum, den du noch nicht sehen kannst und er wartet dort auf dich. Beobachte deine Umwelt und du wirst jeden Tag ein Zeichen von ihm bekommen!“
Glaubt daran, und die Trauer wandelt sich mit der Zeit in Demut und in liebe Erinnerung!
Ob ein Mensch uns verlässt, oder ein lieb gewordenes Haustier, es bleibt immer die Erinnerung; ab und zu ein Foto, das man betrachtet, ein gemeinsames Erlebnis, das man sich erzählt, aber immer ist da ein Gefühl der Zuneigung und der Dankbarkeit, dass es diese gute Seele, oder diesen Mensch gab.