Agathe – beliebt, hilfreich und wirksam gegen Einsamkeit

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Erfolg des Landesprogrammes wird derzeit untersucht / Vier Beraterinnen im Saale-Orla-Kreis
ziehen bisher positives Fazit und wünschen sich Fortführung

 

Schleiz. „Ja, ich bin die Agathe“, sagen Susan Hall und Irene Steffens inzwischen oft, wenn sie sich in der
Region vorstellen. Sie sind natürlich nicht „Agathe“ persönlich. Sie sind Agathe-Fachberaterinnen, in den
Verwaltungsgemeinschaften Ranis/Ziegenrück und Oppurg – gemeinsam mit Ute Grüner und Tamara
Weinreich, die in Remptendorf, Saalburg-Ebersdorf und Rosenthal am Rennstein aktiv sind.
aktiv sind.


Agathe – so heißt das Programm „Älter werden in der Gemeinschaft“, eine Thüringer Initiative gegen
Einsamkeit. Das Programm wurde vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen
und Familie ins Leben gerufen und im Jahr 2021 in den ersten Regionen gestartet. Der Saale-Orla-Kreis
war mit zunächst zwei Beraterinnen seit Beginn dabei, erinnert Katja Lukas, Planungskoordinatorin im
Fachdienst Jugend, Soziales, Gesundheit des Landratsamtes im Saale-Orla-Kreis.


Nun wurde die norddeutsche Firma OptiMedis – ein Unternehmen für Management, Forschung und
Analytik im Gesundheitswesen – mit einer Untersuchung der Wirksamkeit des Agathe-Programmes
beauftragt und stellte erste Ergebnisse vor kurzem in Schleiz vor.
Ein ganzes Jahr war dafür veranschlagt worden, mit betreuten Seniorinnen und Senioren, mit Agathe-
Fachberaterinnen, mit Netzwerkpartnern und auch den Verantwortlichen in den beteiligten Kommunen
ins Gespräch zu kommen sowie eine umfassende Dokumentation für das Thüringer Sozialministerium zu
erstellen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Firma OptiMedis führten unter anderem 128
Telefoninterviews, darunter auch mit 38 Fachberaterinnen in ganz Thüringen sowie über 60
teilnehmenden Seniorinnen.
Insgesamt überwiege der Wunsch aller Beteiligten nach einer Fortführung des Agathe-Programmes.
Die alleinlebenden Seniorinnen und Senioren schätzten die Beratungen und die Arbeit der Agathe-
Beraterinnen sehr.
Die Agathe-Damen (es gibt an einigen Standorten auch männliche Agathe-Berater) sind nämlich allesamt
Fachfrauen im Bereich Pflege, haben größtenteils selbst in der Pflege gearbeitet, auch Pflegedienste
geleitet. Sie können fachkundig und konkret zu Pflegethemen, Haushaltshilfe, Fahrdienste beraten und
direkt mit den Seniorinnen und Senioren Anträge auf Sozialleistungen stellen.


Mund-Propaganda und persönliche Empfehlungen von zufriedenen Senioren oder Netzwerkpartnern
bringen immer mehr neue Seniorinnen und Senioren in die Agathe-Büros.
Zum Agathe-Netzwerk gehören jeweils Ärzte, Sozialdienste, Wohlfahrtsverbände,
Wohnungsgesellschaften, Kommunen, Dienstleiter, Vereine in der näheren Umgebung. „Wir können für
Rosenthal am Rennsteig ganz klar sagen: Wir wünschen uns eine Verstetigung des Agathe-Programmes

Wir brauchen es hier und die Beraterin nimmt uns als Kommune wirklich viel Arbeit ab“, so Alex
Neumüller, Bürgermeister von Rosenthal am Rennsteig.

 

Das Programm AGATHE richtet sich an Personen in der Phase nach dem Berufsleben, die alleine im
eigenen Haushalt leben. Die beratenen Personen sind dabei überwiegend weiblich, leben alleine im
eigenen Haushalt und sind oft in ihrer Mobilität eingeschränkt, so die Untersuchung. „Jedoch ist zu
betonen, dass Einsamkeit nicht zwangsläufig etwas mit Alleinleben zu tun hat. Beispielsweise, wenn ein
Partner pflegebedürftig ist, haben die Ehepartner sehr ähnliche Fragen und Unterstützungsbedarfe wie
allein Lebende und werden auch beraten“, so Dr. Janika Blömeke, Leiterin der AGATHE-Evaluation von
OptiMedis.


„Das Programm Agathe etabliert sich als wichtiges Bindeglied zwischen den Seniorinnen/Senioren der
Region und den Sozialplanern“, erklärt Kaja Kristensen von OptiMedis. Durch die engen Kontakte zu den
Seniorinnen und Senioren können die Beraterinnen die Unterstützungsbedarfe ganz konkret benennen
– von der Nahversorgung mit Lebensmitteln oder der gesundheitlichen Versorgung durch Pflegedienste,
über die Kontakte zum Entlass-Management aus dem Krankenhaus – „dann muss jemand einkaufen,
damit zu Hause der Kühlschrank nicht leer ist“ – bis zur Teilhabe am kulturellen Leben der Region oder
gemeinsamer Freizeitgestaltung. „Bewährt haben sich auch unsere Informationsveranstaltungen wie
etwa zu den Themen Grundsteuer im vergangenen Jahr oder zuletzt der Einführung des E-Rezeptes“,
erklärt Agathe-Fachberaterin Susan Hall.


In der Untersuchung habe sich gezeigt, dass sich die Seniorinnen und Senioren, die bisher durch Agathe
betreut wurden, deutlich besser integriert und weniger einsam fühlen, dass sie die aufsuchende
Beratung und die Gespräche sowie die konkrete Hilfe der Agathe-Fachfrauen sehr schätzen. „Ich will
nicht wieder in die Einsamkeit zurück fallen“, wird eine Seniorin zitiert.


Die Agathe-Beraterinnen wünschen sich mehr Fortbildungen und Austausch untereinander sowie mehr
Raum für präventive Arbeit. Schließlich bekommen sie durch ihre Tätigkeit sehr viel Einblick in die reale
Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger und wissen, wo präventive Beratung besonders wichtig wäre.
Wer Erfahrungen, Kritiken, Hinweise zum Agathe-Programm einbringen möchte, kann sich unter agathe-
evaluation@optimedis.de mit der Firma OptiMedis AG in Verbindung setzen.

 

Foto: Pressestelle Landratsamt,Trafen sich in Schleiz: Die Agathe-Fachberaterinnen, Vertreterinnen des Landratsamtes sowie Netzwerkpartner und Mitarbeiterin einer Agentur, die derzeit die Wirksamkeit des Programmes untersucht.


Brit Wollschläger

Pressesprecherin

Landratsamt Saale-Orla-Kreis

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