Ein Gospelkonzert in der Leutenberger Kirche am 17.09. 2023

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von Brigitte Richter

 

Der Aufstieg vom Markt bis hoch zur wunderschönen Leutenberger Kirche bei 30 Grad Außentemperatur war eine echte Herausforderung für mich, aber die Anstrengung hat sich absolut gelohnt.

Fast 2 Stunden konnten die zahlreichen Besucher an diesem Sonntagnachmittag den Saalfelder Gospelchor hören, der mit ca 20 Sängerinnen und Sängern die Zuhörer begeisterte.

Die Crossover Combo, ebenfalls aus der Region, untermalte die Lieder des Chores mit Saxophon, Bass, Piano, Gesang und Schlagzeug.

Schon alleine das Ambiente der herrlich, großen Kirche in Leutenberg, die Akustik, die herrlichen Stimmen des Chores, ließen die Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Und ich muss ehrlich zugeben, dass mir ab und zu die Tränen in den Augen standen, bei dem Gedanke, wie diese Musik entstanden ist.

Aus der Schulzeit wissen wir noch, wie es zu dem Sklavenhandel in der Welt gekommen ist. Filme, wie „Onkel Toms Hütte“ kommen einem da in den Sinn. Aber was die Menschen wirklich erleiden mussten, die aus ihrer Heimat gegen ihren Willen verschleppt und verkauft wurden, kann heute wohl niemand mehr nachvollziehen.

Umso mehr berühren die religiösen Lieder heute unsere Herzen, wenn von Freiheit, vom Glaube an Gott und das Gute gesungen wird. „Alles wird gut!“ Das hielt die Sklaven aus Afrika vielleicht damals am Leben, die Hoffnung, dass eines Tages alles wieder gut wird.     

 

Text aus dem Internet:

 

Spirituals sind die Songs der schwarzen Sklaven in Amerika. Getrennt von ihren Familien, tausende Kilometer entfernt von zu Hause fanden sich diese Sklaven nach langen und gefährlichen Schiffsreisen, die nur ein Teil der Gefangenen überlebte, in einem fremden Land wieder. Dies durchlitten seit 1619 mehrere Millionen Männer, Frauen und Kinder aus verschiedenen Gegenden Westafrikas, von verschiedenen Stämmen und Familien.

 

Unter fremden Menschen, die die Sklaven auf ihren Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen tagein tagaus in drückender Hitze und winterlicher Kälte nur für Essen und ärmliche Unterkunft arbeiten ließen, gab es für die Schwarzen nur wenig Gelegenheit, Ruhe zu finden und sich an seine Herkunft, seine Traditionen und Religionen zu erinnern.

 

Nur wenig davon konnte an die folgenden Generationen weitergegeben werden. Einen gemeinsamen Halt und Hoffnung fanden die schwarzen Sklaven ironischerweise gerade in der Religion der weissen Unterdrücker. Der Christliche Glaube mit der Guten Nachricht vom Gott der Liebe und des Vergebens, obwohl nur selten von den Weissen vorgelebt, bildete die Basis für die Art der Musik die noch heute so vielen Menschen Kraft gibt.

 

Vor allem Begebenheiten aus dem Alten Testament dienten als Grundlage für unzählige Spirituals, von denen einige Hundert bis heute überliefert sind. Besonders das Schicksal des Volkes Israel in der Sklaverei in Ägypten bot viele Parallelen zur Situation der Sklaven in Amerika, was sich in einer Vielzahl von Spirituals widerspiegelt:

 

„Go down, Moses“

Geh, Moses, tief im Ägyptenland, sag dem Pharao, Lass mein Volk in Freiheit ziehen.

„Wade in the Water“

Durchwatet das Wasser, der Herr teilt für Euch die Wasser.

„Deep River Jordan“

Tiefer Fluss Jordan, auf der anderen Seite des Wassers ist meine Heimat, wo alle in Freiheit leben.

 

Das Verlangen nach Freiheit und die Kritik am System der Sklaverei wurden meist nur versteckt zwischen den Zeilen geäußert. Die Suche nach Freiheit hier auf Erden fand ihren musikalischen Ausdruck in dem häufig vorkommenden Motiv der ewigen Erlösung im Himmelreich. Von der Gewissheit und der Freude auf Erlösung künden die Zeilen aus traditionellen Spirituals.

 

Für mich ist ein Gospelkonzert nicht nur eine musikalische Unterhaltung, wo ich für ein- oder zwei Stunden mit Liedern beglückt werde, sondern eine Erinnerung daran, welches Leid Menschen anderen Menschen zufügen können und wie trotzdem die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht verloren geht.

 

In den Gesichtern der Sängerinnen und Sänger spiegelte sich diese Lebensfreude wieder. Man spürte, dass der gesamte Chor hinter dem steht, was ihre Musik ausdrücken soll.

 

Lebensfreude, Hoffnung und Gottvertrauen!

Bilder: B.Richter

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