Als Lostag war Urbani für die Wetterbestimmung der nächsten Tage bis Wochen von größter Bedeutung. Wenn um diesen Tag – so der Lichtenbrünner Kalender – schön Wetter ist, so soll ein gutes Weinjahr folgen. Im Mittleren Saaletal, in der Orlasenke und selbst an einigen exponierten Süd- und Südwesthängen bei Leutenberg und Kaulsdorf, wo mit gutem Erfolg Rebbau betrieben worden ist, galt St. Urbanus als Hauptpatron der Winzer, weswegen dieser Tag mit entsprechenden Festumzügen – die Schulkinder, der Pfarrer und eine Blaskapelle voran – durch die Weinhalden begangen wurde. Lange Zeit hat man etwa in Oelsen bei Könitz besondere Urbanusbrötchen gebacken und nach dem Festgottesdienst verteilt. Manches arme Kind – bis in die Gegend von Reitzengeschwenda hinauf – ist damals um diese Oelsener Semmel gelaufen gekommen. Als aber im Jahre 1879 mit dem Urbanusbrot-Brauch gebrochen wurde, schlug noch in dem selben Jahr der Blitz in die Kirche ein, was man dazumal als rächendes Zeichen auffaßte.1
1 Vgl. Michels 1998, S. 140; Hänsel 1926/1, S. 10; Ernst Petzold. Das Dörflein Ölsen, in: Heimat im Bild – Beilage zur Pößnecker Zeitung (30.01.1944).