Von altem Brauchtum: Ostersonntag

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Das Auferstehungsfest Christi wird seit dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 als höchstes und ältestes Fest der Christenheit gefeiert und erinnert an jenes bedeutende Ereignis der Menschheitsgeschichte, wonach am dritten Tage nach Jesu Kreuzigung Maria Magdalena und die ›andere Maria‹ dessen Grab leer fanden, wonach er ihnen als Auferstandener erschien. Nach der Osterregel findet das Fest am Sonntag nach dem ersten Vollmond, nach dem kirchlichen Frühjahrs-Äquinoktium am 21. März statt. »Dieses Äquinoktium stimmte längst nicht mehr mit dem astronomischen Äquinoktium überein. Ostern konnte in dem Zeitraum vom 22. März bis zum 25. April des Julianischen Kalenders liegen.«1 – »Damit ist eine Schwankungsbreite von fast 5 Wochen [23. März bis 24 April] gegeben. Das Brauchtum fängt mit der Ostermesse an. Die 40-tägige Fastenzeit ist zu Ende.«2 Fleisch, Eier und Salz können an diesem Tag wieder unbedenklich genossen werden. Vielleicht rührt daher der Brauch, daß man am Ostermorgen früh nüchtern ein Ei essen soll, damit man das ganze Jahr über fröhlich werde.

Im Gegensatz zu Weihnachten wird Ostern heute eher als ein ›Fest der kleinen Freuden‹ wahrgenommen. Die Ostereier und der Osterhase sind unzweifelhaft heidnische Symbole der Fruchtbarkeit und rühren von jenem großen Fest zu Ehren der germanischen Frühlingsgöttin Ostara her, welches in alter Zeit zu diesem Vollmond begangen wurde. Gerade der Osterhase als Synonym für rege Paarungskraft mag Papst Zachrias im 8. Jahrhundert dazu veranlasst haben, den Genuss von Hasenfleisch zu verbieten. Seit jeher war der Hase der passende Begleiter jener uralten Frühlingsbotin, die schon auf den bronzezeitlichen Felsbildern in Schweden als skilaufende Gestalt mit langen Hasenohren erscheint.3

Zu Ostern soll man nicht flicken, sonst ziehen einen die Gewitter nach. Indem das Lamm ein altes christliches Symbol für Unschuld und Demut ist, gibt es zu Mittag traditionell Lamm- oder Ziegenbraten.4 »Der Osterhase bringt in Garten und Haus die bunten Ostereier, die damals mit Zwiebelschale, Baumrinde, Kaffeesatz, Spinat oder Gras gefärbt wurden. Mancher Bauer vergrub nach dem Kirchgang heimlich ein Ei in frischer Ackerfurche seines Feldes, ein alter Fruchtbarkeitsbrauch. Die Kinder zogen zur traditionellen Eierwiese des Dorfes zum Eieraufwerfen. Von Hand oder in einem kleinen Netz wurden die bunten Eier möglichst hoch in die Luft geworfen. Die Eier sollten andererseits möglichst lange ganz bleiben. Ging es doch hier um den Eierkönig.«5 In der Russisch-Orthodoxen Kirche findet Pesa [Пacxа] nach alten Julianischen Kalender heuer am 24. April statt.

Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

1 Jonathan Lindström: Sambandet mellan årliga högtider och forntida gravars orientering, o.J., S. 19, bei Meyer 2021
2 Michels 1998, S. 116
3 Vgl. Storl 2014, S. 35; Blöthner 2012, S. 24f.
4 Vgl. N.N.: Pottiga 1927, S. 22; Stahl 1979/1, S. 49
5 Kolbe o. J.

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