Es ist der große Ruhetag zwischen Tod und Auferstehung. ›Christus weilt im Reich Gottes.‹ In der Familie trifft man letzte Vorbereitungen für das Fest, unternimmt einen generellen Hausputz, färbt Ostereier, fertigt Gestecke an u.a. Gegessen wird nachwievor einfach, denn bis morgen Vormittag ist noch Fastenzeit. In der Kirche herrscht weiterhin Grabesruhe, Kirche und Altar bleiben leer, bis zur Ostermesse. In manchen Gotteshäusern war es sogar üblich, die Kirchenfenster mit schwarzen Tüchern zu verhängen. Wenn diese zum Zeitpunkt der Osterweihe am Sonntagmorgen fielen, dann erstrahlte die Kirche mit einem Male im hellen Licht. Das machte das Besondere des Oster-Mysteriums auch optisch erlebbar.
Osterwasserholen
Ein beliebter Brauch ist das Osterwasserholen. Dafür geht man in der Osternacht zwischen 23 und 24 Uhr oder am Ostermorgen vor Sonnenaufgang an ein von Ost nach West verlaufendes Fließgewässer oder einen als heilig geltenden Born und schöpft einen Krug voll Wasser. Dem Osterwasser wird eine besondere Heil- als auch Schönheitskraft zugeschrieben, wenn es gelingt, auf dem bedächtigen Gange keinen Kreuzweg zu passieren und kein Wort über die Lippen zu bringen, denn Plapperwasser nützt zu nichts. Das Osterwasserholen war gar nicht so einfach, denn die Frühaufsteher unter den Nachbarn machten sich einen Spaß daraus, die Osterwasserholer abzupassen und anzusprechen. Die meisten von ihnen vergaßen dann ihr Schweigegelübte und ihr Gang war umsonst. Mancherorts wie im Unterland wird das heilige Wasser auch erst beim Läuten der Osterglocken geholt.1
1 Vgl. N.N.: Ostern in Pottiga, in: Oberlandhefte 1927 (Jugendgarten), Nr. 1-4, S. 22; Stahl 1979/1, S. 49