Es ist der Tag, wo der Verhöre des gefangenen Jesus, seiner Verurteilung, Kreuztragung, Kreuzigung, Tod und Grablege erinnert wird. Über den Tod des Erlösers schreibt etwa der Evangelist Lukas: »Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei. Und Jesus rief laut: ›Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!‹ Und als er das gesagt hatte, verschied er.«1 Indem Jesu an einem Rüsttag, dem Vorsabatt, gestorben sein soll, müßte es sich bei dem historischen Karfreitag um die Zeit gehandelt haben, wo der Sabbat und der Beginn des Pessach-Festes zusammenfielen wie am 7. April des Jahres 30 bzw. am 3. April 33 n. Chr. Im kommenden Jahr [2023] z.B. wird Karfreitag wieder auf einen 7. April fallen.
Der Karfreitag als Passionstag Christi ist für die Evangelische Kirche der höchste Feiertag des Jahres, zunächst vorallem als Trauertrag. Daher war jede Lustbarkeit, Tanz und ähnliche Vergnügen untersagt. Es hatte aber auch jede Arbeit zu unterbleiben. Auch war noch Fastenzeit, was deshalb höchstens ein Fischgericht [meist Stockfisch] zuließ. Eine klassische Fastenspeise in Ostthüringen war Polse oder Zemmede [Zusammengemachtes] ein in der Pfanne gegartes Mehlgericht ohne Eier. Am Karfreitag und an den güldenen Sonntagen läßt der Bauer in seinem Hause nicht nähen und flicken, weil er glaubt, sonst flicke man den Herrn Jesus ans Kreuz. Dies bringe Unglück oder der Blitz schlage ins Haus ein. Zudem wurde an diesem Tag Karfreitagswasser geholt. Auch Krankheiten konnten an diesem Tag gut vertan werden, was die Leute dann ›Büßen‹ nannten.2
Der 15. April ansich wird auch als ›Kuckuckstag‹ bezeichnet, da der Kuckuckssruf dann prophetischen Charakter besitzt. Nach mittelalterlicher Vorstellung begann der Frühling erst dann, wann der Kuckuck guket.3
1 Lutherbibel, Evangelium nach Lukas 23.43ff.
2 Vgl. Harnisch 1910 bei Thumser 2013/2, S. 392; A. 1927/1-4
3 Vgl. Michels 1998, S. 79