Zweiter Bürgertisch in Bad Lobenstein

Bürgertisch
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Am 13.03.2022 fand im Bad Lobensteiner Kulturhaus der zweite Bürgertisch statt. Wie zum ersten Bürgertisch am 18. Februar besprochen, lautete das Thema „Wie sicher ist die Energieversorgung im Saale-Orla-Kreis? “. Hierzu trafen sich 54 Bürger aus Bad Lobenstein und Umgebung. Auch Bürgermeister Thomas Weigelt reihte sich unter die Interessenten. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Dr. Axel Hirmer.

Der Unternehmer Jens Riedel stellte zuerst die Idee des Bürgertisches vor, nämlich, dass sich Bürger aus der Mitte der Gesellschaft unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Interessen zusammengefunden haben, um Probleme der Menschen aus Bad Lobenstein und Umgebung aufzunehmen, zu diskutieren und an die politisch Verantwortlichen heranzutragen.

Zur Einstimmung auf das Thema wurde ein kurzes Interview vom 18.12.2021 der Deutschen Welle (Auslandsrundfunk der Bundesrepublik) und Prof. Harald Schwarz von der BTU Cottbus gezeigt. Hier wurde deutlich, dass aufgrund der Energiewende die Stromversorgung in Deutschland nicht problemlos funktioniert. Die gesicherte Energie (also Energie, die immer zur Verfügung steht) beträgt bei Gas und Kohle ca. 90%, bei Wind- und Sonnenenergie 2%. Durch die in Deutschland politisch verordnete Energiewende zugunsten erneuerbarer Energien und den fehlenden Speichern für Wind- und Sonnenenergie ist die Grundlastversorgung des Stromnetzes nicht mehr gesichert. Deutschland muss ständig Strom aus anderen Ländern hinzukaufen, obwohl im europäischen Stromverbundnetz jeder Staat selbst soviel Strom produzieren sollte, wie er selbst benötigt. Lediglich bei Havarien sollen andere Länder den Stromengpass überbrücken.

Als Referenten begrüßte Dr. Hirmer einen Vertreter der TEAG, Herrn Dr. Matthias Sturm, welcher per Video aus Erfurt hinzugeschaltet wurde. Dr. Sturm präsentierte anhand diverser Grafiken und Berechnungen die Entwicklung und Herausforderungen der Energiewende. Durch den Schwerpunkt regenerative Energie in der Stromerzeugung und steigenden Strombedarf durch die Veränderungen in der Mobilität (E-Auto), sowie der Loskoppelung der Wärmeerzeugung von fossilen Brennstoffen, steht die Energieerzeugung vor neuen Herausforderungen. Insbesondere die gesicherte Leistung, die Dr. Sturm für Thüringen auf 10 bis 20% einschätzte, genügt nicht, auch in der Zukunft ohne Stromeinkäufe auszukommen. Um dem entgegenzuwirken, sind enorme Neuinvestitionen in Windräder notwendig. Dies alles wirkt sich erheblich auf den Strompreis aus, sodass mittelfristig von Preissteigerung um 25% auszugehen ist.

Verschärft wird die Situation durch die Ukrainekrise. Deutschland bezieht 50% seines Erdgasverbrauches aus Russland. Der Marktpreis hat sich im letzten Jahr verzehnfacht. Diese Preissteigerung bekommen, aufgrund der Verkaufsberechnung, die Unternehmer kurzfristig und Privatkunden innerhalb der nächsten 3 Jahre belastet. Dass Erzeuger diese steigenden Energiekosten auf den Endverbraucher umlegen müssen, steht außer Frage. Die Bürger müssen demnächst für alle Produkte tiefer in die Tasche greifen.

Aber was passiert, wenn russisches Gas nicht mehr zur Verfügung steht? Die Versorgungssicherheit ist nicht mehr gewährleistet. Die Gefahr eines Blackouts rückt in greifbare Nähe. Die Versorgungssicherheit, bereits durch den Energiewandel stark geschwächt, ist nicht mehr gegeben. Eine Wiederherstellung der Stromerzeugung im Falle eines Totalausfalls dauert 5 bis 10 Tage, d.h. 10 Tage kein Strom, keine Wärme und kein funktionierendes Wasser- und Abwassersystem.

Da in Bad Lobenstein kein konkreter Notfallplan für einen Blackout existiert, wurde Thomas Weigelt von teilnehmenden Bürgern gebeten, eine Situationsanalyse bzgl. Blackouts zu erstellen. Es wurde aber auch appelliert, dass alle Menschen sich in Eigenverantwortung und Solidarität auf einen solchen Notstand vorbereiten sollen. Was benötige ich, um 10 Tage ohne Strom, Einkaufsmöglichkeiten und ohne Wasser überbrücken zu können? Gibt es hilfsbedürftige Menschen in meiner Umgebung?

Der Revierleiter der reußischen Forstverwaltung Wurzbach, Herr Hoffmann, verwies nochmals auf den Antrag zum Bau eines eigenen Heizkraftwerkes, welcher bereits 2009 abgelehnt wurde. Thomas Weigelt schlug vor, dass ein solches Konzept seitens der Forstverwaltung gern nochmal eingereicht werden kann, da er 2009 noch nicht im Amt war.

Der Termin des nächsten Bürgertisches wird demnächst bekannt gegeben. Als Thema ist u.a. die Wasserversorgung, hierzu wird ein Vertreter der WALO sprechen. Ein weiteres Thema wird die Entwicklung der Pflegeeinrichtungen sein und was sich im Vergleich zum ersten Bürgertisch verändert hat. Gerne können weitere Themenvorschläge, Anregungen und Kritiken per Mail unter info@buerger-tisch.de angebracht werden.

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