Von altem Brauchtum: Nikolaustag

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Ein wichtiger Vortermin des erwartungsvoll entgegengesehenen Weihnachtsfestes ist der Nikolaustag. Als einer der 14 Nothelfer ist der Heilige Patron der Pilger und Kaufleute, gilt als Fürbitter und Helfer der Unglücklichen und Bedrängten sowie als Freund der Armen und Schutzherr der Kinder. Es gibt kaum Heilige, über die früher mehr Wundergeschichten im Schwange waren als über den Heiligen Nikolaus. Das erklärt auch, warum es in beinahe jeder größeren Stadt eine Nikolaikirche gibt und sich diese Kirchen entlang alter Handelswege wie Perlen an einer Schnur reihen. Indem sich die Geschichten um den Heiligen oftmals um eine Dreiheit drehen [drei Mädchen, die er rettet – drei Kinder, denen er hilft], halten manche Forscher ihn für einen christlichen Nachfolger heidnischer Quellgottheiten, insbesondere der ›Drei Bethen‹. Andere wiederum verweisen auf die früher oft an Türen und Wänden von Nikolaikirchen angebrachten Hufeisen und vermuten eine Übertragung des heidnischen Wōdanskults auf den christlichen Heiligen, doch können solche auch als Votivgaben von durchreisenden Fuhrleuten oder Kaufleuten verstanden werden.
Den 6. Dezember als seinen Sterbetag begeht man in den meisten europäischen Ländern als Nikolaustag. Dem Charakter des Heiligen entsprechend, gilt er als Freudentag der Kinder. Manchmal hat der Heilige Nikolaus auch einen wüsten Begleiter [Knecht Rupprecht bzw. den Krampus] dabei, der – wohl den Geist des Winters symbolisierend – mit Kettenrasseln und Ruteschwingen den unartigen Kinder zusetzt. Daher geht der Nachwuchs an diesem Tage besser nicht auf die Straße, denn fängt Knecht Rupprecht jemand von ihnen, so sucht er die Jungen in einen Graben oder Bach zu stoßen, den Mädchen aber die Gesichter schwarz zu schmieren. In einigen Gebieten Ostthüringens waren der Heilige Nikolaus und sein Knecht Ruprecht überhaupt nicht verbreitet. Dafür traten – wie etwa im Raum Orlamünde – St. Andreas und St. Thomas an seine Stelle.1

Auszug aus: Alexander Blöthner: Magische Augenblicke – Jahreskalender 2022 mit allen wichtigen Monats-, Tages- und
Stundenenergien unter dem Einfluß der Gestirne – Mit den Glückstagen, Lostagen, Schwendtagen, Portaltagen,
bedeutenden mittelalterlichen Tagesheiligen als Christlicher, Altrömischer, Germanischer, Altslawischer und
Keltischer Kalender mit Brauchtum und Festen im Wandel der Jahreszeiten mit Beschreibung und Anleitung,
Norderstedt 2021


Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen


15 Vgl. Blöthner 2019, S. 300f.; Lommer 1908, S. 149f.

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