Das Klima im Thüringer Oberland: Teil 8 – Wolkenbrüche

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Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

Beinahe jedes Jahr ist in Thüringen irgendein Ort von einem schweren Wolkenbruch betroffen, welcher selbst unbedeutende Nebenbäche zu reißenden Strömen anschwellen und über die Ufer treten läßt. Das ist seit Menschengedenken der Fall und hat nicht einmal etwas mit den ›Markierungen der Kleinen Eiszeit‹ zu tun, sondern hängt davon ab, ›wo es eben hinkommt!‹, wie man allgemein sagt. Einige solcher Wolkenbrüche seien nachfolgend kurz angeführt: Als sich im Mai 1748 eine zwei Meter hohe Flutwelle über das enge Kotschautal nach Könitz hineinwälzte, fanden fünf Einwohner den Tod und großer Schaden wurde angerichtet. In der Kirche stand das Wasser neun Fuß hoch und spülte sogar die Bibel vom Altar hinfort. Erst ein beträchtliches Stück bachabwärts fand man sie wieder. Der bei den Fluten mitgerissene Lehm lagerte sich mit der Zeit dermaßen hoch in der Talsohle ab, daß man einmal beim Grundgraben zu einem neuen Haus in ziemlicher Tiefe einen steinernen Trog mit einer eisernen Kette gefunden hat.1 Auch an der unteren Kotschau haben Hochwasser über Jahrhunderte die Aue immer wieder durch mitgeführten Lehm angereichert, sodaß die Rosenmühle und die Jüdeweiner Mühle bei Pößneck jeweils mit ihrem Untergeschoß in der Erde standen, bis nach ihren Abriß der Talgrund ohnehin aufgefüllt und damit angehoben wurde. Im Leipziger Kessel, wo neben Weißer Elster und Mulde noch drei weitere, kleinere Flüsse neben- und ineinanderlaufen, gab es sogar Mühlen, wo zwei Geschosse in der Erde standen.

Doch weiter im Text: Nach einem, über der Hochebene der Unteren Plothe niedergegangenen Wolkenbruch wälzte sich am 12. September 1780 eine Schlammflut über den Drebagrund nach Ziegenrück hinein und hat dort mehrere Häuser und das obere Tor stark beschädigt und zum Teil weggerissen.2

In dem Dorfe Zwötzen südlich im Geraer Kessel überschwemmte am 16. Mai 1862 »der an der Südseite des Friedhofs vorbeiführende in der Regel wasserarme, an diesem Tage aber durch einen bei Kaimberg niedergegangenen, wolkenbruchartigen Regenguß überfüllte Schafgraben den ganzen Anger, zertrümmerte die Mauer des Friedhofs und führte zum Teil die Särge und halb verweste Leichen mit sich. Nach dem etwas gefallenen Wasser wurden 12 Leichname aufgefangen und in zwei Gräbern frisch beerdigt.«3 Ähnliches scheint auch in der Vergangenheit schon vorgekommen zu sein. Die zu verschiedenen Zeiten aus dem Kies des nahen Elsterufers gehobenen neolithischen Artefakte stammen wohl aus Gräbern, die einst in der Nähe der Zwötzener Kirche gelegen hatten, und die von den Fluten der Elster oder des Kaimberger Baches zerstört wurden.

Im Jahre 1944 schwollen nach starken Regenfälle die Saale und ihre Nebenbäche stark an, wobei in Ziegenrück der Drebabach wieder über seine Ufer trat und kurz vor seiner Mündung in der Mühlstraße den Hof der Nähernmühle überschwemmte, dabei auch in die Ställe eindrang und das dort stehende Vieh gefährdete.4

1 Gebhardt 1895

2 Rudolph 2003, S. 53. Siehe dazu auch Martin Heinze u.a. (Hg.): Das Orlatal und das Plothener Teichgebiet – Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Orlamünde, Ranis, Pößneck, Neustadt an der Orla, Triptis, Auma und Zeulenroda, Weimar u.a. 2017, S. 342

3 Brückner 1870, S. 543

4 Vgl. Rudolph 2003, S. 54

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