Neue Ausstellung im Landratsamt zeigt Arbeiten aus dem Christo Atelier der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein / Ausstellung als Auftakt zur Aktion „Sucht und Gewalt – eine gefährliche Verbindung“
Schleiz. Im Foyer des Landratsamtes ist seit 2. September eine neue Ausstellung zu sehen. Unter dem Titel „Innere Welten – sichtbar gemacht“ stellt die Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein einerseits das Christo Atelier im Allgemeinen vor sowie in einem zweiten Teil Arbeiten und künstlerische Werke, die im offenen Atelier oder im Rahmen eines mehrtägigen Workshops entstanden sind.
Mit dem Christo Atelier hat die Diakoniestiftung einen Ort geschaffen, an dem Menschen mit und ohne Handicap sich kreativ betätigen können, künstlerische Ausdrucksformen ausprobieren und damit ihre individuelle künstlerische Sprache finden können. Viele der Bilder, die in der neuen Ausstellung zu sehen sind, verbindet ein Thema: sie sind von Menschen geschaffen worden, die an einer psychischen Erkrankung oder an einer Suchterkrankung leiden.
„Ich freue mich, dass wir dieses besondere Angebot der Diakoniestiftung mit einer Ausstellung hier im Landratsamt der Öffentlichkeit vorstellen dürfen – denn das Christo Atelier ist ein beeindruckendes Beispiel für gelebte Inklusion und soziale Teilhabe in unserem Landkreis“, sagte Landrat Christian Herrgott bei der Ausstellungseröffnung. Außerdem dankte er allen an der Ausstellung beteiligten Partner für die gute Organisation sowie den zur Eröffnung anwesenden Künstlerinnen und Künstlern. „Denn es erfordert großen Mut, sich mit einer solchen Erkrankung auseinanderzusetzen, die eigenen und sehr persönlichen Gefühle in einem Kunstwerk auszudrücken und dieses dann der Öffentlichkeit zu präsentieren“, so Herrgott weiter.
Die Ausstellung rückt ein wichtiges gesellschaftliches Thema in den Fokus: die Bedeutung seelischer Gesundheit und die Rolle, die Kunst als Ausdrucks -und Kommunikationsmittel dabei spielen kann. „Für uns ist es wichtig, dass Inklusion nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern auch lebendig gestaltet wird – und genau das wollten wir mit dem Christo Atelier erreichen“, sagt Bettina Schmidt, Geschäftsbereichsleiterin für Arbeit und Integrationsmanagement bei der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein. Für das Christo Atelier ist es die zweite Ausstellung, für viele der ausstellenden Kunstschaffenden jedoch die erste Gelegenheit, ihre Werke in dieser Form zu zeigen.
Ausstellung als Auftakt zur Aktion „Sucht und Gewalt – eine gefährliche Verbindung“
Die Idee zur Ausstellung entstand zusammen mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Landratsamtes, der Rehabilitationswerkstatt Saalfeld und dem „Netzwerk gegen häusliche Gewalt im Saale-Orla-Kreis“. Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig auch der offizielle Start der Aktion „Sucht und Gewalt – eine gefährliche Verbindung“, die das Netzwerk in diesem Jahr betreut. Beim anschließenden Netzwerktreffen stellte die Gleichstellungsbeauftragte und Netzwerkkoordinatorin Nadine Hofmann die Plakate, Postkarten und Infoblätter vor, mit deren Hilfe auf die diesjährige Aktion aufmerksam gemacht werden soll.
Die Materialien werden an die Netzwerkpartner sowie die Kommunen, Sparkassen, Bibliotheken, Apotheken und Arztpraxen im gesamten Landkreis verteilt. Erstmals werden in diesem Jahr auch verschiedene Arbeitgeber im Saale-Orla-Kreis mit einbezogen, denn das Thema Sucht und Suchtberatung spielt auch in Bezug auf steigende Krankenstände in vielen Unternehmen eine Rolle.
Mandy Passon vom Diakonieverein Orlatal e.V. gab den Netzwerkpartnern einen Einblick in die aktuellen Schwerpunkte bei der Suchtberatung. Im vergangenen Jahr haben über 520 Menschen das Beratungsangebot wahrgenommen und die Beraterinnen führten insgesamt 2856 Beratungsgespräche. Mehr als die Hälfte der Klienten wandte sich mit Alkoholproblemen an die Beratungsstelle, 30 bis 35 Prozent der Gespräche betrafen den Missbrauch von illegalen Drogen und Cannabis.
Aufgrund der Größe des Saale-Orla-Kreises betreibt der Diakonieverein Orlatal neben der Hauptberatungsstelle in Pößneck auch Außenstellen in Schleiz, Lobenstein und Neustadt an der Orla. „Dass in diesem Jahr auch Firmen und Unternehmen im Landkreis mit einbezogen werden, halte ich für sehr wichtig. Denn viele Menschen, die sich bei uns beraten lassen, stehen noch im Arbeitsleben“, erklärt die Suchtberaterin Mandy Passon. „Sie konsumieren, um den wachsenden Anforderungen des Alltags und des Berufslebens gerecht zu werden“, schildert Passon weiter. Besonders das Thema Suchtprävention an Schulen habe seit der Entkriminalisierung von Cannabis sehr stark zugenommen. Außerdem zeige sich mit dem Konsum von E-Zigaretten oder sogenannten Vapes (Verdampfern für nikotinhaltige Flüssigkeiten) ein gefährlicher neuer Trend, der häufig schon Schüler ab der 5. oder 6. Klasse betrifft.
Zum Abschluss des Netzwerktreffens berichtete Klaus Weidhase, der seit den frühen 1990er Jahren die Suchtberatung im Saale-Orla-Kreis maßgeblich mit aufgebaut hat, über seine eigene Alkoholerkrankung und bot den Teilnehmern tiefe persönliche Einblicke aus der Sicht eines Betroffenen. Für ihn sind vor allem Erfahrungen und Prägungen in frühester Kindheit in vielen Fällen ausschlaggebend für eine spätere Suchterkrankung, was die große Bedeutung von Präventionsmaßnahmen noch einmal zusätzlich unterstrich.

Titelbild: Netzwerkkoordinatorin Nadine Hofmann zusammen mit Mandy Passon von der Suchtberatungsstelle und Klaus Weidhase vom Netzwerk gegen häusliche Gewalt im SOK
Julia Weiß
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