Wolfgang Kleindienst, Kreistag UBV-SOK
In Lehesten hat sich eine Bürgerinitiative Windenergie gegründet, die sich mit den geplanten Bau von Windkraftanlagen im Vorranggebiet Lehesten W-54 befasst. Die Planungsversammlung der Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen hat Anfang Juni 2025 in Kahla beschlossen, ein erstes Beteiligungsverfahren zum Entwurf des Sachlichen Teilplans „Windenergie und Sicherung des Kulturerbes“ durchzuführen. Der Planentwurf sowie weitere zweckdienliche Unterlagen werden vom 14. Juli bis einschließlich 15. September öffentlich für jedermann ausgelegt. Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Institutionen und Verbände können in diesem Zeitraum ihre Bedenken äußern und konkrete Hinweise einbringen.
Die Bürgerinitiative führte dazu am 12.08.25 in Lehesten eine Begehung des Vorranggebietes und eine Bürgerversammlung durch. In der gut besuchten Veranstaltung gab es Vorträge von eingeladenen Fachleuten. Landrat Wolfram hatte seine Teilnahme abgesagt. In der Diskussion wurde schnell eine Ablehnung von Windkraftanlagen von den meisten Anwesenden deutlich gemacht. Die Bürgerinitiative hat eine Stellungnahme erarbeitet, an der sich die Bürger beteiligen können.
Für die Unabhängige Bürgervertretung Saale-Orla (UBV) hat das Kreistagsmitglied Wolfgang Kleindienst die netztechnischen Zusammenhänge der Energieversorgung, die Energiepolitik und die Entwicklung der steigenden Strompreise in Abhängigkeit des weiteren Ausbaus von Windkraftanlagen erläutert. Die UBV spricht sich für die Nutzung von Photovoltaik auf Konversionsflächen oder Gebäuden mit Speichern aus, um den Eigenbedarf zu senken.
Die Energiewende darf sich nicht einseitig auf die Windkraft fokussieren. Stattdessen sind technologieoffene, dezentrale Lösungen mit erhöhter Netzverträglichkeit zu bevorzugen.
Die faktische Zwangsausweisung von Windvorranggebieten wird von der UBV abgelehnt.
Sie gefährdet damit nicht nur das regionale Kulturerbe, sondern untergräbt die kommunale Planungshoheit und das Vertrauen in demokratische Prozesse. Die Festlegung pauschaler Flächenziele im Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) verkennt die technologische Entwicklung der Windenergie und führt zu einem ineffizienten und landschaftszerstörenden Ausbau. Künftig muss nicht die beplante Fläche, sondern die installierte elektrische Leistung und der tatsächlich erzeugbare Strom den Maßstab bilden.
Betrachtet man die Thüringer Netzbetreiber ist festzustellen, dass derzeit mindestens eine installierte Leistung von Windkraftanlagen und PV Anlagen in Thüringen in Summe von 4.639 MW vorhanden ist. Dem gegenüber steht eine Netzlast (Stromverbrauch), laut 50Hertz zum 13.02.25, in Thüringen von 1.519 MW. Die installierte Leistung ist bereits heute um 3.120 MW höher als die Netzlast, also schon um das dreifache wie der Stromverbrauch in Thüringen. Somit ist aus unserer Sicht in Thüringen keine weitere Windkraftanlage und kein Solarpark notwendig. Denn man kann nur soviel Strom einspeisen, wie verbraucht wird.
Die von der Bundesregierung und der Landesregierung verabschiedeten Flächenziele sind physikalischer Unfug und gehören sofort abgeschafft.
Jede weitere Windkraftanlage bedeutet, neben der „Vergewaltigung“ der Natur, eine weiteren Anstieg der Strompreise durch die Kosten des Netzausbaus und die staatlich zugesagte Einspeisevergütung über 20 Jahre,
oder durch Redispatch-Maßnahmen (Zwangsabschaltungen und Eingriffe der Netzbetreiber in die Stromerzeugung, um Netzengpässe zu beheben und die Netzstabilität zu gewährleisten-Einspeisevergütung fortgezahlt).
Das ist unverantwortlich gegenüber unseren Menschen, der Wirtschaft, des Handwerks, der Gastronomie und der Gesellschaft.
Wir müssen und wollen darauf aufmerksam machen, dass die installierte Leistung der Pumpspeicherkraftwerke in Thüringen insgesamt 1524 MW beträgt. Das größte deutsche Pumpspeicherkraftwerk, Goldisthal, hat eine Leistung von 1060 MW. Die Pumpspeicherkraftwerke Hohenwarte I und II haben eine Leistung von 384 MW und das in Bleiloch 80 MW. Eine generelle Befreiung von Netzentgelten für die Pumspeicherwerke ist dringend notwendig. Mit deren Leistung ist aus unserer Sicht der weitere Ausbau von Windkraftanlagen und Solarparks überflüssig.
Alle Daten, Fakten, Ziele und Forderungen des Vortrages sowie ein Muster einer Stellungnahme findet man unter www.ubv-sok.de .
Wolfgang Kleindienst hat am 10.08.25 den Landrat des Saale-Orla-Kreis, Herrn Christian Herrgott (CDU) schriftlich darum gebeten, sich für die Verlängerung der Frist für Stellungnahmen (derzeit bis zum 15.09.25) bei der Regionalen Planungsgemeinschaft Ostthüringen einzusetzen. Bis heute haben wir vom Landrat noch keine Antwort erhalten.
Ergänzung der Redaktion: Eine von der Bürgerinitiative Lehesten ausgearbeitete Stellungnahme.
Diese kann nach eigenen Ermessen ergänzt oder abgeändert werden
Die unterschriebenen Stellungnahmen können hier hochgeladen werden https://buergerbeteiligung.sachsen.de/portal/tsk/beteiligung/themen/1053139


Die Nabenhöhen der Windräder die in der Nachbarschaft von Lehesten auf bayrischer Seite bereits beschlossen sind, betragen weit über 200 m, das betrifft das Gebiet zwischen Steinbach am Wald und Tettau, und zwischen Hasslach und Reichenbach. Das Foto macht deutlich das die eventuell zukünftigen Windräder von den meisten Haushalten auch sichtbar sein werden.
Titelfoto: BI-Lehesten bei Begehung des betreffenden Gebietes