Gründung der Bürgerinitiative Saale-Orla – Widerstand gegen Windkraftausbau

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von Johanna Höfer, Bürgerinitiative – SOK

 

30. Oktober 2024


Am 30. Oktober 2024 formierte sich die Bürgerinitiative (BI) Saale-Orla als Reaktion auf die zunehmenden Windkraftprojekte im Landkreis. Den Anstoß zur Gründung gab die Bekanntgabe neuer Windkraftanlagen (WKA) im Planungsraum W24, welcher die Gemeinden Weltwitz, Schmieritz und Moderwitz umfasst. Der Widerstand in der Bevölkerung war bereits seit Längerem spürbar – die BI sollte diesem nun eine organisierte Stimme verleihen.

 

Anlass: Genehmigung von 10 WKA im Gebiet W24


Im September 2024 wurde über das Amtsblatt bekannt, dass zehn neue Windkraftanlagen im Gebiet W24 genehmigt wurden. Einwendungen bezüglich Flora, Fauna, Trinkwasserschutzzonen, Kulturerbe und dem dort ansässigen Seeadler wurden ignoriert oder abgewiesen. Der Seeadlerhorst sei „seit einem Jahr nicht mehr gesehen worden“. Mit Berufung auf das Thüringer Waldgesetz war der Bau 2019 zunächst blockiert worden – bis Grundstückseigentümer erfolgreich klagten.

 

Ein besonderes Ärgernis stellte die nachträgliche Erhöhung der genehmigten Anlagen um bis zu 20 Meter dar – eine Maßnahme, die keine neue Prüfung erforderte. Die Firma Nordisk soll 2025 mit dem Bau beginnen, die Fundamentlegung ist noch für dieses Jahr vorgesehen.

 

Bürgerdialog in Weltwitz am 23. Juli 2025


Bei dem Bürgerdialog in Weltwitz zeigte sich am 23. Juli 2025 die Spannweite der Kontroversen. Vertreter des Vereins „Bürgerenergie Thüringen“, darunter Christopher Liß, verharmlosten mögliche Gesundheitsrisiken. Seine Aussage zum Thema Infraschall lautete: „Infraschall verschallt.“

 

Beim selben Bürgerdialog wurde zudem bekannt, dass eine der geplanten Windkraftanlagen direkt auf die Quelle des Eßbachs gebaut werden soll. Die Eßbachquelle ist ein bedeutender natürlicher Wasserspeicher für die Region. Der Bau einer WKA an dieser Stelle wurde von Anwesenden als schwerwiegender Eingriff in die Umwelt und als potenzielle Gefährdung der Trinkwasserversorgung gewertet.

 

Fragenkatalog bleibt unbeantwortet


Am 18. Dezember 2024 übergab die BI bei einem Bürgerdialog in Ruppersdorf einen umfangreichen Fragenkatalog an Landrat Christian Herrgott. Doch dieser wurde zunächst nicht beantwortet. Auf Nachfrage hieß es im Januar 2025, der Katalog sei an die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag weitergeleitet worden. Mehrere schriftliche und telefonische Nachfragen blieben unbeantwortet oder verliefen im Sand. Erst am 2. April 2025 erhielten die Mitglieder eine unvollständige, pauschale Antwort durch Herrn Gottweiß, Sprecher für Umwelt und Energie. Wichtige Fragen blieben offen. Ein weiteres Schreiben vom 22. April blieb bis heute unbeantwortet.

 

Offene Widersprüche, keine Transparenz


Ein Widerspruch von der BI vom 24. November 2024 sei laut Herrgott „noch in Prüfung“. Die BI kritisierte die ausbleibende Kommunikation und mangelnde Reaktionszeit. Auch das Thema Akteneinsicht entwickelte sich zu einem Bürokratiekrimi: Seit Januar 2025 bemühten sich Mitglieder um Einsicht in die Unterlagen. Trotz mehrfacher Zusagen und Schriftverkehr mit Frau Gemeinhardt, Herrn Günther und Frau Brand wurde bislang keine Einsicht gewährt.

 

Bürgerdialog am 3. Juni 2025 in Zwackau – Eskalation der Kritik


Beim Bürgerdialog „Landrat vor Ort“ am 3. Juni 2025 in Zwackau wurde der zunehmende Unmut der Bürger deutlich. Zahlreiche Mitglieder der BI, darunter Johanna Höfer, kritisierten Landrat Herrgott scharf. Frau Höfer warf dem Landrat vor, Wahlversprechen gebrochen zu haben, insbesondere in Bezug auf das Krankenhaus Schleiz und die Windkraftproblematik.

 

Die Kritikpunkte:


– Keine Antwort auf zugesagte Hilfe vom Treffen am 10. März 2025 im Landratsamt
– Verweigerte Akteneinsicht
– Ignorierte Fragenkataloge
– Verzögerungstaktiken
– Mangelnde Transparenz bezüglich der Erhöhung der WKA um 20 Meter

 

Titelfoto: Symbolbild, pixabay.com

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