von Brigitte Richter
Was ist Weihnacht heute noch? Ist es die Besinnlichkeit, das Fest der Familie, das gute Essen, das Fest der Geschenke?
Für mich ist es oft nur Kommerz, ein Hetzen, Kaufen, Stress – und hat mit alten Traditionen kaum noch etwas zu tun.
Die Weihnachtsmärkte überschlagen sich. Inzwischen macht so manches kleine Dorf seinen eigenen Weihnachtsmarkt. Gemeinschaft ist schön, aber wenn es nur darum geht, Geld damit zu verdienen, dann ist für mich der Sinn der Weihnachtszeit nicht mehr da.
Warum wohl wurden im November Stollen gebacken und Pfefferkuchen? Es war ein haltbares Gebäck und die Frauen kamen im Dezember etwas zur Ruhe; sie mussten nicht ständig in der Küche stehen und für die Familie Kuchen backen. Es wurde früh dunkel, die Oma erzählte den Kindern von früher, wir lauschten gespannt und ob da auch etwas Flunkerei mit dabei war, das wurde uns erst später bewusst…. Aber es wurde miteinander geredet. Und was mir meine Großmutter vermittelt hat, das möchte ich heute gerne meinen Enkeln weiter geben, aber die haben leider zu oft das Handy in der Hand und haben kaum Interesse die alten Geschichten zu hören.
Oma erzählte von den Raunächten, von mystischen Begebenheiten, und alten Traditionen. Davon blieb mir Eine besonders in Erinnerung:
Sie stellte an den Feiertagen immer ein Gedeck mehr auf den Tisch. Hätte ja sein können, dass ein hungriger Mensch vorbei kommt. An Andere denken, denen es nicht so gut geht, das wurde uns Kindern noch vermittelt….
Dazu fällt mir eine kleine Episode ein:
Der Radiosender MDR startete vor vielen Jahren einen Aufruf, dass Kinder einen Vierzeiler einsenden sollen und etwas gewinnen können. Ich dachte mir einen aus, aber keines meiner Enkel wollte beim Sender anrufen. So schickte ich das kleine Gedicht an eine Bekannte nach Lobenstein. Tom, ihr Sohn, rief beim MDR-Radio an, sagte das Sprüchlein auf:
„Lieber, guter Weihnachtsmann, ich wünsche mir zum Fest,
dass du auch die armen Kinder nicht alleine lässt!
Reichen deine Geschenke nicht, dann komm zu mir nach Haus,
ich such aus meiner Spielzeugkiste, etwas für dich aus!“
Und was glaubt ihr, was passierte? Tom gewann den ersten Preis. Er bekam genau an Heiligabend ein riesiges Paket mit einer Stereoanlage, Kopfhörer und allem Zubehör…. Ja, auch so kann es gehen….
Fragt doch heute mal Kinder, warum wir Weihnachten feiern. Es wird kaum jemand sagen: „Wir feiern die Geburt Jesus!“ Und lasst euch die Weihnachtsgeschichte erzählen. Es wird nur Wenige geben, die es können.
Ich habe mir vor ein paar Jahren einen Vierzeiler ausgedacht, den ich immer zitiere, wenn ich vor Menschen spreche:
Weihnacht trägt man im Herzen, und nicht im Portemonnaie!
Wenn leuchten viele Kerzen, und draußen knirscht der Schnee,
dann wollen wir uns besinnen, was im Leben wirklich zählt:
Gesundheit ists und Frieden, für alle Menschen auf der Welt!
Ich wünsche euch allen eine friedliche, besinnliche und gesunde Adventszeit!
Eure Brigitte Richter (Thierbach)