Von Brigitte Richter (Thierbach)
Diesen Satz benutzte schon meine Oma, wenn sie über die Sparmaßnahmen oder die „Neuerungen“ der „Großköpfigen“ geredet hat.
Wenn ich so drüber nachdenke, dann hat sich in den letzten Jahren – besonders für die älteren Menschen in unseren ländlichen Gebieten – so einiges zum Nachteil verändert.
Wer Auto fahren kann, ist da wohl noch ziemlich unabhängig, aber wer in einem Dorf wohnt, wo kein Bus oder keine Bahn hin kommt, wer keinen Computer hat oder bedienen kann, der ist wirklich aufgeschmissen. Die Politik redet seit Jahren davon, die Dörfer mehr ins öffentliche Verkehrsnetzt einzubinden, aber irgendwie bleibt es beim Reden, denke ich.
Jedenfalls hatte ich wieder mal ein Erlebnis, was mir den Satz meiner Oma ins Gedächtnis rief: „Alles geht den Bach runter!“
Ich bekam eine Mahnung von einem Versandhandel. Oh, sofort musste ich nachschauen: Zum Glück hatte ich die Rechnung bezahlt und der Buchungstermin hatte sich wohl überschnitten; aber ich hatte kein Porto mit überwiesen. Der Überweisungsträger war dabei; ich füllte ihn aus, schrieb meine 2, 93 Euro rein und wollte den Zettel in Wurzbach in der Sparkasse in den Briefkasten stecken. Wir sind ja schließlich korrekte, ehrliche Menschen und bezahlen unsere Schulden;–))
Ich stehe im Vorraum der seit ein paar Jahren geschlossenen Sparkasse, suche den Briefkasten, finde aber nur eine Kiste mit einem Defibrillator. Kein Briefkasten für die Formulare an die Bank war zu finden. Auch die Kiste, wo sonst Überweisungsformulare drin waren, stand einsam, leer und verlassen so rum.
Aber wenigstens spuckt der Geldautomat noch die Scheine aus, wenn man schnell mal ein paar Moneten braucht. Wie lange noch, und auch das wird wegrationalisiert?
Was mich aber besonders wütend und traurig zugleich macht: Wir lassen uns das alles gefallen! Wir nehmen es hin, als etwas, was wir nicht beeinflussen können.
Also setzen wir uns ins Auto, fahren nach Lobenstein, bezahlen 0,50 Cent Parkgebühr, um unseren Überweisungsträger in der dortigen Sparkasse am Markt abzugeben. Hoch lebe dabei der Umweltschutz!
Was mir nun doch noch Gedanken bereitet: Wozu verbleibt der Defibrillator noch im Vorraum der Sparkasse? Ist er vielleicht dafür gedacht, dem ersten Kunden das Leben zu retten, wenn er/sie mitbekommt, dass auch der Geldautomat wegrationalisiert wurde?
Irgendwie geht in Deutschland „alles den Bach runter!“