Landratswahl im Saale-Orla-Kreis 2024

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Die Kandidaten stellen sich vor – Teil 3

 

Am 14. Januar 2024 steht im Saale-Orla-Kreis die Landratswahl an. Der bisherige Landrat, Thomas Fügmann von der CDU wird nicht mehr kandidieren. Als Nachfolger bewerben sich Frau Regina Butz (parteilos, kandidiert für die SPD), Herr Christian Herrgott (CDU); Herr Ralf Kalich (DIE LINKE) sowie Uwe Thrum (AfD).


HalloOberland möchte Ihnen in den kommenden Wochen die vier Kandidaten näher vorstellen. Jeder Kandidat bekam hierfür einen kurzen Fragenkatalog mit den Schwerpunkten Persönliches, Politisches und Spezifisches zur Landratswahl, zu. Die Antworten veröffentlichen wir unbearbeitet und ungekürzt.

 

B) Politisches:

 

  1. Wie sind Sie zur Politik gekommen, gab es ein besonderes Schlüsselerlebnis in Ihrem Leben?
  2. Haben Sie bereits in anderen politischen Ämtern gedient oder an lokalen Initiativen teilgenommen, die für die Region relevant sind?
  3. Welche Ehrenämter bzw. welches gesellschaftliches Engagement führen Sie aus?
  4. Was war Ihr bisherig persönlich größter politischer Erfolg
  5. Was war Ihr bisherig persönlich größter politischer Misserfolg?

 

Frau Butz (parteilos, kandidiert für die SPD):

Ich war schon immer politisch interessiert. Auch in meiner Familie haben wir unsere politischen Einstellungen ausgetauscht. Wir haben gestritten, debattiert, welches wohl die besten politischen Lösungen sind, um den Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu begegnen. Dies ist auch heute noch so. Auch während meiner Zeit als Fachbereichs- und Fachdienstleiterin im Landratsamt des Saale-Orla-Kreises ging es darum, zu verschiedenen fachlichen Themen, sei es im Ordnungs- Bau- oder Umweltbereich, Verständnis für politische Ideen zu entwickeln und rechtliche Wege zu finden, um bspw. Genehmigungen zu ermöglichen.

 

Ich habe bislang in keinem politischen Amt gedient. Sehr eindrücklich ist mir allerdings der Herbst 1989 in Erinnerung, als ich damals 13-jährig, eine Ahnung davon bekam, was Umbruch und Veränderungsbereitschaft bedeutet, damit Freiheit und Demokratie gelingen kann. Mit brennenden Kerzen nahmen wir damals an den Demonstrationen in Schleiz teil und lauschten den Reden in den Kirchen, die geschützte Räume zur Verfügung stellten, um das auszusprechen, was vielen Menschen auf der Seele brannte, Freiheit, Gerechtigkeit und der Wunsch nach Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten.  Die friedliche Revolution in der DDR führte zur Wiedervereinigung Deutschlands – für dieses große Glück bin ich persönlich sehr dankbar. Nicht zuletzt auch dafür, wie sich unsere Region entwickelt hat. Der Kampf für den Erhalt des Schleizer Krankenhauses hat mich sehr bewegt. Meine beiden Kinder sind hier geboren und ein Krankenhaus vor Ort, ebenso wie das in Pößneck gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge. Sich vor Ort mit vielen anderen einzusetzen, war erfolgreich.

 

Ich bin Mitglied im Umlegungsausschuss der Stadt Schleiz. Seit vielen Jahren arbeite ich mit im ökumenischen Arbeitskreis der Christlichen Kirchen in Schleiz (ACK Schleiz s.o.) und beim „Frühstückstreffen für Frauen“ für die Region Schleiz/ Tanna/ Hirschberg.

 

Ich bin mir bewusst, dass ich keine Berufspolitikerin bin und mein Geld nicht mit der politischen Arbeit im Thüringer Landtag verdiene. Aus Gesprächen weiß ich, dass sich viele Menschen einen ehrlichen Neubeginn wünschen und keine fortgesetzten Landtagsdebatten.

 

 

 

Herr Kalich (DIE LINKE):

Mit der Kommunalpolitik kam ich 1994 durch die Bürgerinitiative gegen die Schließung des Freibades in Blankenstein in Berührung. Anschließend bin ich dann für den Bürgerverein Blankenstein das erste Mal als Gemeinderat gewählt worden.

 

Von 1994 bis 2016 Gemeinderat der Gemeinde Blankenstein. Seit 2003 bin ich Mitglied des Kreistages. 2004 bis 2010 1. Beigeordneter und von 2010 bis 2016 Bürgermeister in Blankenstein. Seit 2019 bin ich Gemeinderat der neugebildeten Gemeinde Rosenthal am Rennsteig und seit 2022 1. Beigeordneter. Ich gehörte dem Thüringer Landtag 2005 bis 2009 an. Seit 2012 bis zum heutigen Tag bin ich erneut als Landtagsabgeordneter tätig, aktuell als Sprecher für Landesentwicklung der Fraktion DIE LINKE.

 

Neben meiner Tätigkeit als Abgeordneter bin ich Vorstandsmitglied im Naturpark Thüringer Schiefergebirge. Im Kreissportbund bin ich Mitglied des Präsidiums und im Rennsteigverein Vorsitzender der Ortsgruppe Blankenstein. Ich arbeite aktiv in folgenden Vereinen mit: Feuerwehrverein Blankenstein e.V., Kommunalpolitisches Forum – Die Thüringengestalter e.V. und bei den Kanuten von Rotation Blankenstein e.V.. Darüber hinaus arbeite ich sehr eng mit den Bahninitiativen Höllennetz und Thüringer Oberlandbahn e.V. für die Reaktivierung dieser Bahnstrecken zusammen.

 

Für mich sind drei Themen gleichrangig zu nennen. Aus kommunalpolitischer Sicht war die Bildung der Einheitsgemeinde Rosenthal am Rennsteig ein wichtiger Schritt – das hat die Ortsteile stärker gemacht.

 

Der Kampf um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung führte zur Sicherung des Krankenhausstandorts Schleiz und zur schrittweisen Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie zur Erreichbarkeit der Rettungswachen im Landkreis.

 

Und es freut mich auch, dass ich der Bürgerinitiative in Gefell helfen konnte, eine Verkehrsberuhigung durchzusetzen sowie die Ortsumgehung in Angriff zu nehmen.

 

Ich finde, dass Sachthemen oft zu langwierig und mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden sind. Das beste Beispiel dafür ist der nun schon seit 20 Jahren andauernde Kampf um die Reaktivierung der Höllentalbahn.

 

 

 

Herr Thrum (AfD):

Als die damalige Kanzlerin Merkel im Jahr 2015 die illegale Migration millionenfach gewähren ließ und die Kommunen erstmals mit der Unterbringung von Migranten aus aller Welt überfordert waren, wurde ich in meinem Heimatort in der Bürgerbewegung „Wir lieben Hirschberg“ politisch aktiv. Eine Kommune, die über viele Jahre aufgrund verschiedenster Sparzwänge nur noch die nötigsten Ausgaben für ihre Bürger tätigen konnte, bekam plötzlich horrende staatliche Zuschüsse zur Flüchtlingsaufnahme. Der Geduldsfaden war damit gerissen und Protest formierte sich. Mit Erfolg haben wir beispielsweise die Straßenlöcher einer kaum noch zu befahrenden Straße im Rahmen einer Kundgebung bepflanzt – zwei Monate später erfolgte die Oberflächensanierung.

 

Im Juni 2018 trat ich in die Alternative für Deutschland ein und bin seit 2019 Kreistagsmitglied und amtierender Fraktionsvorsitzender der AfD im Kreistag des Saale-Orla-Kreises.

 

Den Einsturz der sogenannten „Brandmauer“ auf Landkreisebene stufe ich als unseren bisher größten politischen Erfolg ein. Im Detail konnten wir die kostenlose Schülerbeförderung für die Schüler der 11. und 12. Klassen durchsetzen, ein Stipendienprogramm für die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Landkreis und ein Radwegekonzept – damit das Radfahren sicherer und attraktiver wird, auf den Weg bringen.

 

Mein Versprechen zur Landtagswahl 2019 habe ich gehalten und 20.000 Euro Spenden an gemeinnützige Vereine und Bedürftige aus meiner Abgeordnetendiät überreicht. Ehrenamtlich engagiere ich mich im Förderverein des Freibades der Stadt Hirschberg.

 

 

 

Herr Herrgott (CDU):

Bereits als junger Mensch hatte ich Interesse an Politik. Deswegen habe ich mich in meiner Schule in der Schülervertretung engagiert und mich frühzeitig für Kommunalpolitik interessiert, um meine Heimat mitzugestalten. Als Schlüsselerlebnis kann ich den Einsatz für unsere Schulbibliothek nennen. Nachdem wir als Schüler für unsere Bibliothek erfolgreich gekämpft haben, war mir klar, dass wir gemeinsam etwas bewegen können, wenn wir uns dafür einsetzen.

 

2014 wählten mich die Bürgerinnen und Bürger im Orlatal als ihren Landtagsabgeordneten in den Thüringer Landtag. Mich für unsere Heimat in Erfurt einsetzen zu dürfen, macht mich stolz. Da ich mit Sachpolitik vor Ort für unsere Region etwas bewegen möchte, setze ich mich seit mehreren Jahren ehrenamtlich als Mitglied des Kreistages des Saale-Orla-Kreises und des Stadtrates von Neustadt an der Orla für meine Heimat ein. Als 1. Beigeordneter im Landkreis habe ich bereits Erfahrung als ehrenamtlicher Stellvertreter des Landrates sammeln können.  Weil mir ein gutes Leben für Jung und Alt und ein gutes Miteinander der Generationen wichtig sind, engagiere ich mich ehrenamtlich als Vorsitzender der Volkssolidarität Pößneck e.V. und als Vizepräsident der Volkssolidarität Deutschlands. Auch bin ich Vorsitzender des Kreisjugendrings im Saale-Orla-Kreis. Als Oberstleutnant der Reserve bin ich in unserer Landtagsfraktion für die Bundeswehr zuständig und stellvertretender Vorsitzender des Reservistenverbandes Thüringen. Diese vielfältigen Aufgaben sind mir wichtig, weil ich dadurch immer an den realen Themen und Problemen vor Ort dran bin und sachlich nach Lösungen suchen kann.

 

Als ein besonderes Beispiel kann man die Verhinderung der Gebietsreform nennen. 2017 haben wir als CDU-Fraktion die von Rot-Rot-Grün geplante Gebietsreform und damit die Zerschlagung unserer bürgernahen Strukturen durch die Bildung von Monsterkreisen verhindert. Neben solchen Einzelerfolgen, ist es mir aber besonders wichtig, kontinuierlich mit den Bürgern in Kontakt zu stehen. Als Landtagsabgeordneter konnte ich in den letzten Jahren zahlreichen Menschen helfen, die mit verschiedensten Anliegen auf mich zu kamen. Auch konnte ich weit über 100 Vereine in der Region bei Projekten, beispielweise durch die Beschaffung von Fördermitteln, unterstützen. Den Menschen in meinem Wahlkreis zur Seite zu stehen und mit ihnen im Gespräch zu sein, ist für mich persönlich der größte Erfolg.

 

Dass die Ortsumgehungsstraße  B281 Pößneck-Krölpa-Rockendorf in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen wurde, war ein großer Erfolg. Trotz aller Bemühungen in den letzten Jahren, ist es bis heute leider nicht gelungen, einen konkreten Baubeginn zu erreichen. Die Menschen in Pößneck, Krölpa und Rockendorf leiden unter dem sehr hohen Verkehrsaufkommen. Hier muss unbedingt eine Entlastung durch die Ortsumgehung geschaffen werden. Dafür mache ich mit der Bürgerinitiative vor Ort an den entsprechenden Stellen in Land und Bund weiterhin Druck. Ein weiteres Beispiel, dass Erfolg und Misserfolg nah bei einander liegen können, ist  für mich das Thema Windkraftverbot im Wald. Unsere Fraktion im Thüringer Landtag setzte 2021 das Verbot von Windrädern im Wald durch. Dies war ein Meilenstein für unseren Freistaat und seine Wälder. Mit dem Verbot wollten wir das Grüne Herz Deutschlands vor massiven Rodungen von Bäumen bewahren und gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leisten. Leider hat das Bundesverfassungsgericht dieses Gesetz im November 2022 für verfassungswidrig und nichtig erklärt. Diese Entscheidung ist meiner Meinung nach ein herber Rückschlag für den Natur-, Arten- und Klimaschutz in Thüringen. Nicht destotrotz setze ich mich im Parlament weiterhin dafür ein, unsere Heimat vor einem ungeregelten Windkraftausbau zu schützen.

 

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