Mit der Beantwortung der Kleinen Anfrage zur „Ärztlichen und fachärztlichen Versorgung im Saale-Orla-Kreis“ (Drucksache 7/7064) an die Landesregierung wird deutlich, dass aufgrund der Altersstruktur in der Ärzte- und Zahnärzteschaft Versorgungsengpässe entstanden sind und in naher Zukunft durch altersbedingte Praxisaufgaben sich weitere Lücken in der medizinischen Versorgung ergeben werden. Die Landesregierung attestiert, dass „derzeit noch vorhandene Arzt- oder Zahnarztpraxen in kleinen Städten und Dörfern […] höchstwahrscheinlich der Vergangenheit angehören“ werden. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten fünf Jahren 34,5% der Hausärzte, 50% der Kinderärzte, 32,7% der Fachärzte in den Ruhestand gehen. Bis zum Jahre 2025 rechnet die KZVT mit einem zahnärztlichen Versorgungsgrad von nur noch 84,4% und im Bereich der Kieferorthopädie von unter 50%.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Saale-Orla-Kreis mit einer Ärztedichte von lediglich 517 Einwohner je Arzt das Schlusslicht in ganz Thüringen abbildet, ist für unsere Fraktion ein sofortiges Handeln unumgänglich. (https://statistik.thueringen.de/datenbank/TabAnzeige.asp?tabelle=KZM00002%7C%7C)
Wir fordern auf, ähnlich dem seit 2019 erfolgreich praktizierten Modell des benachbarten Landkreises Hof und des Landkreises Schmalkalden-Meiningen, ein Stipendienprogramm für Human- und Zahnmedizinstudenten einzuführen, um die haus-, fach- und zahnärztliche Versorgung im Landkreis mittelfristig sicherzustellen. Hierfür sollen ab dem Wintersemester 2023/2024 bis zu vier Medizin- und Zahnmedizinstudenten vom Saale-Orla-Kreis zweckgebunden, mit einem nicht zurückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 500 Euro monatlich, für maximal 5 Jahre gefördert werden. Die Finanzierung von 24.000 Euro jährlich erfolgt über die Rücklage von 1,5 Millionen Euro für die medizinische Infrastruktur des Landkreises aus dem Jahre 2020.
Um eine längerfristige Niederlassung im Saale-Orla-Kreis zu begünstigen, sollten sich die Stipendiaten als Voraussetzung für die Inanspruchnahme des Stipendiums verpflichten, nach Erteilung der Approbation im Saale-Orla-Kreis tätig zu werden, ihre Weiterbildung zum Facharzt im Saale-Orla-Kreis zu absolvieren und, soweit möglich, alle Praxisphasen ihres Studiums und ihrer Facharztausbildung innerhalb von medizinischen Einrichtungen im Saale-Orla-Kreis zu absolvieren.
Nachdem in der Vergangenheit im Raum Gefell und Hirschberg drei von vier Hausärzte ihre Praxis ersatzlos geschlossen haben, die Bedarfsplanung jedoch keine offenen Stellen im zuständigen Planungsbereich erkennt, muss diese Richtlinie grundlegend überarbeitet werden, um Praxis und Theorie zusammenzuführen. Der ländliche Raum darf nicht weiter abgehängt werden!
Uwe Thrum, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Kreistagsfraktion