Umdenken

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Früher war alles besser!?

Es ist das Recht der Jugend ungestüm zu sein. Es gehört zum Lernprozess der Menschen dazu, Fehler zu machen. Leider ist es aber auch so, dass die Erfahrungen der Alten bei den Jungen nicht immer auf fruchtbaren Boden fallen.

Ich durfte von meiner Großmutter viel an Erfahrung für mein eigenes Leben mitnehmen. Sie hat mir das Kochen gelernt, das Haushalten und die Sparsamkeit. Kein Stück Brot wurde in die Mülltonne geworfen. Ach Quatsch! Mülltonnen gab es ja damals noch gar nicht. Die Menschen auf den Dörfern hatten Viehzeug. So nannten sie die Hasen, Hühner, Gänse, Schafe, Kühe, Schweine usw… die alle Abfälle zum fressen bekamen.
Nicht mal die Weinbrandkirschen, die voller Alkohol waren, kamen auf den Misthaufen. Nee, die Oma gabs dem Schwein, das bald geschlachtet werden sollte. Der ganze Schnaps war ausgetrunken und die Kirschen lagen noch im Steintopf. Was machte unsere sparsame Oma, sie gabs der Sau. „Es darf nix umkommen“, sagte sie immer.
Plötzlich, ich wollte am Abend das Schwein füttern, sah ich, dass die Haut des Tieres voller roter Flecken war. Auch stand es nicht auf und machte sich nicht gierig übers Futter her, das in den Trog geschüttet wurde. Die Sau blieb liegen und schnarchte, wie ein Mann nach dem Besuch im Wirtshaus.
In meiner Not, ich war noch sehr jung und meine Eltern nicht daheim, rief ich den Tierarzt an. Der fragte nach den Symptomen, und ich, in meiner jugendlichen Spontanität sagte: „Die Sau hat Rotlauf!“ Oh Gott, eine meldepflichtige Krankheit. Der Tierarzt kam sofort, untersuchte das Tier und lachte auf einmal hell auf:
„Eure Sau hat keinen Rotlauf! Eure Sau ist stockbesoffen!“ Und dazu kam noch die Allergie, die nicht nur bei Menschen rote Flecken vom Alkohol hervor rufen kann.
Da Tierärzte keiner Schweigepflicht unterliegen, machte es schnell die Runde im Dorf, was bei uns los war.

Das ist nur mal ein lustiges Beispiel, dass früher nix verschwendet wurde. Nicht zum nachahmen gedacht….

Mit allem waren wir sparsam; auch mit der Heizung, obwohl es ja genug Holz im Wald gab. Mein Vater war für die Beschaffung des Heizmaterials zuständig. Im Winter fällte er die Bäume. Die Streuäste wurden auch mit nach Hause genommen. Oma hackte sie zu kurzen, ca 25 cm langen Stücken klein und machte immer kleine Bündel, die dann aufgestapelt wurden. Zum Anschüren war das ideal. Brannte sofort denn Kohleanzünder kannte damals auch niemand. Einen Ofen gab es nur in der großen Bauernküche und im späteren Wohnzimmer. Diese „gute Stube“ wurde aber nur geheizt, wenn Besuch kam oder wenn es einen besonderen Anlass in der Familie gab.
Wir Kinder wuchsen behütet und glücklich auf. Wenn die Eltern, die wenig Zeit für uns hatten, unsere Wünsche erfüllen konnten, dann taten sie es nach ihren Möglichkeiten.
Wir waren zu Fünft. Oma, Vater, Mutter, meine Schwester und ich. Sonnabends gab es immer für jeden eine Rostbratwurst, die in der Pfanne gebraten wurde. Das war ein Ritual und wir freuten uns drauf. Limo oder Cola gabs nur ganz selten. Cola eigentlich gar nicht. Und Fleisch aßen wir nur am Sonntag – manchmal auch am Donnerstag. Uns hat es an nichts gefehlt.

Wenn ich heute so drüber nachdenke, und Vergleiche ziehe, dann muss ich sagen: „Wir haben mit der Natur gelebt. Wir haben nichts verschwendet, wir haben keine Umwelt verschmutzt. Es war selbstverständlich mit Stoffbeuteln seinen Einkauf zu tätigen. Heute wird das so hin gestellt, als ist es eine Erfindung der Umweltschützer dass es keine Plastiktüten mehr, sondern Stoffbeutel gibt. Nee, das alles hatten wir schon, aber nicht bewusst, sondern weil es einfach keine Plastikbeutel gab.

So zwischendrin ist schleichend etwas gewachsen, was der Wohlstand des Kapitalismus den Menschen auferlegt hat. Und über allem stand der Profit. Einige Wenige wollten mit aller Macht reich werden – egal, was es kostet. Vielleicht 40 oder 50 Jahre in der Vergangenheit haben sehr viel Schaden angerichtet, den es jetzt gilt, zu beheben.
Ich vergleiche das manchmal mit der Lebensweise eines Menschen.

Ist man jung, bewegt sich viel, hatte Interessen die das Leben bereichern, dann ist das gut! Dann kommt ein Alter, wo man bequem wird. Manche fangen an ungesund zu leben, zu trinken, sich nicht mehr zu bewegen und sich der Völlerei hin zu geben. Dann kommt das Alter, wo mans heim gezahlt bekommt, bequem und übermäßig gelebt zu haben. Und dann plötzlich wachen die Menschen auf, tragen ihr Geld in die Apotheke, hoffen, dass der Arzt sie reparieren kann und erkennen die Fehler von „zwischendurch“. Aber es ist zu spät!
Und so ist es in der Politik der Vergangenheit geschehen. Anstatt maßvoll zu bleiben, haben viele geprasst und gesündigt. Nun ist das Dilemma da. Reparieren kann mans kaum noch, es gibt nur eine Schadensbegrenzung und ein absolutes Umdenken, damit auch künftige Generationen noch ein gutes Leben haben können. Mit Bescheidenheit, Sparsamkeit und allen menschlichen Werten, die wir alle kennen könnte es funktionieren.
Aber, ALLE müssen es einsehen und sich danach richten; nicht nur das Volk, sondern auch die Reichen auf der Welt, die Politiker, die Wirtschaftsbosse und die, die das Ganze verursacht haben.

Es gibt so viel Geld auf unserer Erde, dass niemand hungern müsste. Hätte ich die Macht, ich würde es gerecht verteilen.
Aber……..

Brigitte Richter

Unter der Bezeichnung „Mitmachricht“ veröffentlichen wir die uns zugesandten Beiträge. Die Inhalte spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider, die Angaben erfolgen ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit.

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