Von altem Brauchtum: Konfirmation

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Für unsere evangelischen Achtklässler ist morgige Palmsonntag der Tag ihrer Konfirmation – verbunden mit ihrer Erstzulassung zum Heiligen Abendmahl, was meist mit einem großen Familienfest in Verbindung steht. Vor Einführung der 10-klassigen Zentralschule endete heute gleichsam die achtjährige Schulzeit in der Dorfschule. Wie etwa aus Pottiga bekannt ist, fertigten zu diesem festlichen Anlaß die Konfirmantinnen aus Schnettel – das sind kleingeschnittene Fichtenzweige – und buntem Papier Kränze und Girlanden mit Papierrosen sowie Schleifen, mit allerhand Figuren darin, und schmückten damit den Klassenraum. Vor das Tor beim Schulweg beim Schuleingang kamen Bäume und an deren Äste ebenfalls Schleifen. Aus dem Schnettel banden sie zudem ein Kreuz, ein Herz und einen Anker (als Sinnbilder für Glaube, Liebe, Hoffnung) und befestigen es über dem Eingangsportal. An der Wandtafel aber waren zwei Sprüche zu lesen, zum einem: ›Die Schulzeit ist die schönste Zeit, man sieht es gar nicht ein, erst wenn man aus der Schule ist, dann wird man es bereuen!‹ Zum anderen: ›So lebt denn wohl ihr Schulkameraden, weil ihr noch länger bleiben müßt; ihr werdet auch noch Konfirmanten, wenn eure Zeit gekommen ist.‹1 Noch um 1990 war auf den Dörfern die von den Mädchen (manchmal auch von den Eltern der Konfirmanten) gebundene kleine Ehrenpforte über den Hauseingängen der Debütanten bzw. über der Kirchentür üblich. Wie bei der Hochzeit wurde auch zur Konfirmation groß gebacken und hier und da war es Brauch, dem Paten jeweils einen Deckel mit einem ganzen Kuchen hinzutragen. Viele Dorfbewohner kamen und brachten Glückwünsche und Geschenke und erhielten dafür ein kleines Kuchenpaket. In Gössitz streuten die Konfirmanten am Vortage Schnettelzweige von jeder Haustür eines Konfirmanten ab, den Gehweg entlang, bis zum Eingang in die Kirche. Auf diesem ›Schnettelweg‹ schritten dann die Konfirmanten, die Mädchen früher mit einem Kranz auf dem Kopf, die Jungen mit einem Sträußchen an der Jacke, zur Kirche. Nach dem Festgottesdienst folgt der übliche Schmaus. Die Woche bis zum Osterfeiertag war dann ›Bummelwoche‹. Die Konfirmanten gingen reihum in den Häusern ihrer Mitkonfirmanten zu Tische und feiern miteinander schön nach.2

Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

1 Vgl. A. 1927/1-4

2 Vgl. ebenda; Alexander Blöthner: Wo die Saale rauscht…! – Gössitzer Heimatbuch. Alltag, Kultur und Wirtschaft in einem ehemaligen Markt- und Gerichtsflecken im Orlagau, Pörmitz 2008.; Remane 1957, S. 44

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