Von altem Brauchtum: Mariä Verkündung

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Es ist die Erinnerung, als der Maria durch einen Engel die Geburt Jesu angekündigt wurde. »Da, so glaubte man, wird auch die Erde für den Samen empfänglich. Neun Monate später, zur nächsten Wintersonnenwende wird das Christkind geboren.«1 Die Verkündung der Wiedergeburt des Lichts, das zweite der vier großen Marienfeste, ist die christliche Adaption des heidnischen Frühlingsanfangs, der mit einem großen Fest gefeiert wurde. Man glaubte damals, daß am Frühlingsanfang auch die Welt erschaffen wurde, warum in den ersten Kalendarien das Jahr auch immer mit dem Frühlingsanfang begann.

Ab heute wartete man auf die ersten heimkehrenden Frühlingsboten. Erschien die erste Schwalbe, »so öffnete man alle Fenster. Denn wo sie nistete, schützte sie vor Blitzschlag. Der nahende Frühling legt am Tag etwa 30 Kilometer zurück. Dabei benutzt er zwei Grenzübergänge. Zum einem zieht er über Basel in das Oberrheintal, zum anderen kommt er bei Aachen über die Grenze. Bei Höhenunterschieden in den Bergen tut sich der Frühling jedoch schwer. Er schafft am Tag nur gerade 30 Meter. Um einen tausend Meter hohen Berg zu ersteigen, benötigt der Frühling genauso lange wie bei seinen Weg quer durch Deutschland.«2

Mariä Verkündung gilt für das Austreiben des Viehs, die Frühjahrsaussaat und das Setzen von jungen Bäumen als günstig und erfolgsverheißend.3 Auch in den oberländischen Wetterregeln findet sich diese alte Erinnerung noch, denn »zu Mariä Verkündung muß der Schnee fort, wenn er auch an Ketten läge. – Wenn es auf Mariä Verkündung früh am Himmel hell und gestirnt ist, so soll ein gutes Jahr folgen. – Wenn es am Palmtag schön ist, hofft man auf ein gutes Jahr. – Grüner März bringt nichts Gutes. – Das Grün im März soll man mit Nägeln aus der Erde kratzen. – Trockener März füllt die Keller. – Soviel Nebel im März, soviel Regen im Sommer. – Soviel Tau im März, soviel Reif nach Ostern. – Wenn es im März donnert, soll ein fruchtbares Jahr folgen, denn früher Donner, später Hunger.«4


Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

1 Storl 2014, S. 36
2 Vgl. Michels 1998, S. 112
3 Vgl. Claudia Jenik: Die acht neuheidnischen Jahreskreisfeste im Spiegel der Kulturen, o. O. 2010., S. 95; Michels 1998, S. 118, 120
4 Hänsel 1926, Nr. 1, S. 10

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