Das Federnschließen oder ›Federnschleißen‹ führte – in dem einen Ort im November oder Dezember, in dem anderen im Februar ausgeführt – in den dunklen Wintermonaten die Nachbarschaftsfrauen des Abends zusammen. Männerhände waren bei dieser Arbeit tabu. Teilweise pflegte man bis Ende der 1980er Jahre hinein, solange Federbetten nur mit Mühen gekauft werden konnten, diesen schönen Brauch. »Früher war es notwendig, den Töchtern eine möglichst umfangreiche Aussteuer mit in die Ehe zu geben. Ein besonders wichtiger Bestandteil dieser Aussteuer waren die prall gefüllten Betten. Alle im Haushalt anfallenden Gänsefedern wurden gesammelt. War genügend Vorrat vorhanden, so lud man für einen bestimmten Abend die Frauen aus der Nachbarschaft oder aus dem Bekanntenkreis ein. Im gemütlichen warmen Zimmer saßen dann alle um den Tisch herum, auf denen ein Haufen Federn lag. Die größeren Federn wurden nun so zerschlissen, daß nur der Federkiel als Abfall übrigblieb. Die Arbeit war mit viel Staub verbunden und machte dennoch großen Spaß, denn dabei konnte viel erzählt und berichtet werden. Die Hausfrau bewirtete ihre Helfer mit Kaffee und Kuchen.«1 Mitunter wurden nach dem Ende der Arbeit die zurückbleibenden Federkiele mitgenommen und vor die Tore derer gestreut, bei denen man eine heimliche Liebschaft vermutete.
Aus: Alexander Blöthner: Magische Augenblicke – Jahreskalender 2022 mit allen wichtigen Monats-, Tages- und
Stundenenergien unter dem Einfluß der Gestirne – Mit den Glückstagen, Lostagen, Schwendtagen, Portaltagen,
bedeutenden mittelalterlichen Tagesheiligen als Christlicher, Altrömischer, Germanischer, Altslawischer und
Keltischer Kalender mit Brauchtum und Festen im Wandel der Jahreszeiten mit Beschreibung und Anleitung,
Norderstedt 2021
1 Paul Heinecke: Erzähltes und Verbrieftes – Aus Geschichte und Sage im Raum Eisenberg 1983, S. 42f.