Sven Nicklas, 56 Jahre
Angel-Guide, Bootsvermieter und Ferienhausvermieter am Thüringer Meer.
Wie kamst du auf die Idee, Guide für Angelfreunde zu werden?
Es gab immer wieder Anfragen von Angeltouristen oder Gästen, die gern Fisch fangen wollten, die aber weder Orts- noch Gerätekenntnisse hatten. Die Talsperre ist immerhin 28 km lang. Ich bin seit 30 Jahren hier am Gewässer unterwegs, vorwiegend als Raubfischangler, habe in der Vergangenheit sehr gute Fänge verzeichnen können und poste die auch auf meiner Internetseite. Und genau daraufhin wurde ich angesprochen, kleine Touren zu organisieren. Na ja und das mache ich mittlerweile schon sieben Jahre.
Wie darf ich mir so eine Tour mit dir vorstellen?
Man macht einen Termin aus und trifft sich in der Regel gegen 8:00 Uhr. Die Kundschaft muss nichts weiter mitbringen als gute Laune und ein kleines Lunchpaket für sich. Alle benötigten Gerätschaften sind an Bord und die Angellizenz kann man auch bei mir erwerben. So eine Tour dauert in der Regel 8 Stunden. Wir fahren dann gemeinsam an die Hot Spots. Außerdem wird der Gast von mir in verschiedenen Techniken, Angelarten und Führungsstile unterwiesen. Er bekommt praktisch eine kleine Schulung mit dazu.
Im Prinzip ist diese Tour für Angelanfänger, die gerade ihren Schein gemacht haben, perfekt geeignet, da die Theorie doch sehr praxisfern ist. Und ich habe festgestellt, wenn man 1 oder 2 Touren mitmacht und diese verschiedenen Techniken lernt, macht das für sich auch viel mehr Spaß und der Erfolg ist fast garantiert.
Was machst Du mit den Gästen, die keinen Angelschein haben, aber trotzdem eine Tour bei dir buchen möchten?
Im Prinzip bekommen sie das gleiche Paket, können selber aber nur mit einem Touristenschein angeln, also auf Friedfisch. Das heißt aber nicht, dass es weniger Spaß macht.
Nun bist du auch seit 2020 Pächter von 10 Finnhütten und der alten Gaststätte in Saaldorf. Kann ich davon ausgehen, dass die Urlaubsnachfrage für unser Gebiet in den letzten Jahren gestiegen ist?
Oh ja, die Nachfrage nach Unterkünften ist sehr stark gestiegen, vor allem jetzt in dieser Zeit. Viele Deutsche Urlauber möchten doch mehr im Inland Urlaub machen und sind mehr als begeistert von unserer schönen Gegend. Dadurch haben wir auch schon viele Stammgäste gewonnen.
Aber es fehlt aus meiner Sicht das Rundum- Programm. Ich habe das Gefühl, wir liegen hier noch ein wenig im Dornröschenschlaf und erwachen recht langsam. Es müssten mehr in der Touristikbranche hier zusammenarbeiten, damit der Gast ein schönes Rundumerlebnis hat.
Kannst du dir vorstellen, mit einheimischen Produzenten zusammen zu arbeiten?
Unbedingt, wir sind mehr als bereit, regionale Produkte mit anzubieten, wir können hier sehr gern Honig, Wurst, frische Milchprodukte etc. verkaufen und deren Werbung mit auslegen.
Ich kann mir auch in unserem Feriendorf einen Workshop mit diesen Anbietern vorstellen, da bin ich sehr gern für alle Vorschläge offen. Das kann uns gemeinsam nur nach vorn bringen.
Was hast du mit der alten Gaststätte vor?
Ein Teil des Gebäudes wird als Hostel eingerichtet, also günstige Zimmer für Tages- oder Wochenendausflügler, mit einer hübschen Rezeption, einem Küchen- und Nasszellenbereich, einem Unterstand für Fahrräder, genügend Steckdosen für E-Bikes usw. Die großen Räume kann man gern für Veranstaltungen mieten, ich kann mir auch für die anderen Räume eine Unterpacht vorstellen. Vielleicht ein Fitnessstudio, ein kleiner Wellnessbereich, ein Imbiss. Auch da darf man mich gern ansprechen, vorbeikommen und gemeinsam planen.
Wie war die Nachfrage bei dir während der Corona-Zeit?
Wir konnten ja im Sommer wieder vermieten und die Anfrage war gigantisch. Natürlich haben wir uns an die Regeln gehalten, also Abstandsregeln, verstärkte Reinigung mit Desinfektionsmitteln ect. Es sind ja kleine Ferienhäuser und keine Hotelanlagen. Momentan ist noch ein Vermietungsverbot aber irgendwann muss auch in unserer Branche gelockert werden. Ich hoffe doch sehr: Im nächsten Beschluss sind wir mit der Öffnung mit dabei!!
Was wünschst du dir von den hiesigen Ämtern oder der Gemeinde, um den Tourismus mehr anzukurbeln?
In erster Linie geht es um Anträge für Bootssteg, Gestaltung der Außenanlagen um Umbaumaßnahmen… das sollte etwas vereinfacht werden. Ich würde mich auch sehr über eine Zusammenkunft mit dem hiesigen Bürgermeister oder dessen Tourismusbeauftragten freuen. Gemeinsam hat man vielleicht mehr Ideen und kann sie schneller oder besser umsetzen als alleine.
Sven, das war für mich ein sehr interessantes Gespräch und ich wünsche dir und deinem Team alles erdenklich Gute für dein Vorhaben. Was ich aus dem Gespräch auf jeden Fall mitnehme, ist: Dein Mut, dein Engagement und dein Wunsch nach gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Gemeinde oder verschiedenen Gewerbetreibenden. Danke!
Interview von Elke Borger