Von altem Brauchtum: Makariustag

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Im Gegensatz zu Neujahr galt der zweite Januar noch im 19. Jahrhundert vielerorts als Unglückstag. In Hessen war heute ›Moosmännchentag‹, in den Dörfern des Thüringer Waldes ›Waldfeier‹, wo alle Waldarbeit zu ruhen hatte. Wie die Saalnixen zu Johanni, war es am zweiten Januar der Wald selbst, ›der seinen Mann suchte‹, also ein Opfer forderte. Und in der Tat haben Waldarbeiter oder Spaziergänger am 2. Januar schon manches absonderliches im Wald erlebt, wohl weil der Mensch an diesem Tag – wie im übrigen auch in der Zeit um Fastnacht – in den Wäldern nichts zu suchen hatte. Gleich dem 2. Januar waren auch der 3. und 4. Januar Schwendtage, wo nichts Neues begonnen wurde, es sei denn etwas sollte zum Verschwinden gebracht werden. Deshalb prophezeiten die Verhältnisse am Makariustag auch das Wetter für die nächste Erntezeit.1

»An den ersten Januartagen durfte die Hausfrau keine Wäsche aufhängen, weil das ›die Hexen reizt‹ und ›den Sensenmann ins Haus bringt‹. Eine Schuppe vom Neujahrskarpfen im Geldbeutel soll im ganzen neuen Jahr das Geld nicht ausgehen lassen.2« Den gleichen Zweck verfolgt in Dreba und Linda, also in den Dörfern im Umfeld der Schleizer Seenplatte der Brauch, einen grünen oder grüngrauen ›Karpfenstein‹, ein bestimmtes Knochenstück aus den Fischschädel, im Geldbeutel zu tragen.

Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

1 Vgl. Stahl 1979/1, S. 39; Schreiber 1996; Michels 1998, S. 97
2 Günther Wachter: Vom Dreikönigsfest bis zur Hutzenstuben – Der Januar im Brauchtum des Oberlandes, in: Ebenda, Nr. nescio

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