Von altem Brauchtum: Großneujahr, Ephiphanias

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Ephiphanias, das Fest der Erscheinung des Herrn und der Heiligen Drei Könige, geht auf das dritte Jahrhundert zurück, als es im östlichen Christentum üblich wurde, wichtige Stationen im Leben Jesu, »in denen sich seine Gottessohnschaft geheimnisvoll manifestierte und er solcherart als der verheißene Messias und Christus (der Gesalbte des Herrn) geoffenbart worden war,«1 liturgisch nachzuvollziehen und in den Festzyklus des Kirchenjahres zu integrieren. Genaugenommen erfolgt erst jetzt das Aufstellen der Heiligen Drei Könige in der Krippe. Kinder als Sternensinger ziehen von Haus zu Haus und schreiben die magische Schutzformel ›*20+C+M+B*22‹ [Christus mansionem benedicat ≙ Christus segne dieses Haus, aber auch: Caspar, Melchior und Balthasar oder: Catharina, Margarethe, Barbara] an die Eingangsportale. Nicht nur in den katholischen Gebieten, auch in den Dörfern des Oberlandes zogen die Kinder früher am Dreikönigstag »mit den ›drei Weisen‹ von Haus zu Haus, ließen ihre Lieder erklingen und wurden dafür von den Bewohnern auf verschiedene Art beschenkt.«2 Wie in der Christnacht so besitzen Tiere auch heute eine Stimme. Nun sind die zwölf ›wîhennachten‹ zu Ende. Viele schmücken den Weihnachtsbaum schon ab, während andere ihn bis zum Ende des Weihnachtskreises zu Mariä Lichtmeß stehen lassen. Gebietsweise gibt es den Brauch mit einer, in den Neujahrskuchen eingebackenen Bohne den Bohnenkönig (meist eines der Kinder) zu bestimmen, der in der Familie dann das Tagesregiment führen darf.3 »Das schönste am Dreikönigstag ist, wenn die Sonne scheint. Dann gibt es ein friedliches, glückliches Jahr! Der Heilige Geist entspricht dem Wind, ein zarter Windhauch symbolisiert diese göttliche We­senheit. Daher gilt auch der Wind am Dreikönigstag als se­gensbringend.4« Damit dieser ›Dreikönigswind‹ auch in den Häusern der Menschen und in die Ställen der Tiere Segen bringen kann, soll man einmal alle Fenster und Türen weit aufmachen.

Über den Autor
Alexander Blöthner M. A. (phil.), gebürtig in Plothen bei Schleiz, hat an der Universität Jena ein ›Studium Generale‹ mit Schwerpunkt auf Geschichte und Soziologie absolviert und verfasst Bücher über Lebensphilosophie, Sagen, Orts- und Regionalgeschichte, Landschaftsmythologie als auch Alltags-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Autorenwebseite: Sagenhafte Wanderungen

1 Robert Hotz: „Christi Menschwerdung und die Verchristlichung der Menschen – Gedanken zum Weihnachtsfest in byzantinischer und lateinischer Kirche, in: Adventszeitung für das Erzbistum Berlin, Berlin 2000, zitiert bei Meyer 2021
2 Wachter J. n.
3 Vgl. Michels 1998, S. 97f.; Rudolf Wendorff: Volkstümliche Kalenderdaten, in: Tag – Woche – Monat – Jahr: Eine Kulturgeschichte des Kalenders, Opladen 1993, S. 147
4 Hackl 2004, S. 198

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