Pianistin Henriette Gärtner verzaubert Zuhörer im Neuen Schloss

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Wenn ich an meinem Computer sitze und einen Text schreibe, dann vertippe ich mich öfter mal. Dabei hat die Tastatur weit weniger Anschläge als ein Klavier oder ein Flügel. Meine falschen Anschläge lassen sich korrigieren, die auf einem Musikinstrument nicht. Dissonanzen hört also jeder sofort!
Und so muss ich gleich nochmal an Hermann Hesse denken, der einst sagte: „Das Hören einer Musik, das Lesen eines Buches oder das Betrachten eines Bildes ist wie ein stummes Zwiegespräch zwischen dem Leser, dem Zuhörer oder dem Betrachter und dem Künstler!“ Entweder man versteht sich, oder nicht!

Die Musik, die uns Henriette Gärtner am Sonntagabend auf dem Flügel im Lobensteiner Neuen Schloss dargeboten hat, wurde wohl von jedem Zuhörer aufgesaugt und verstanden. Sie ist eine Pianistin der Sonderklasse. Kein falscher Ton in den Stücken von Mozart, Beethoven oder Schubert war zu hören. In ihrer sehr sympathischen Art erklärte sie die Beweggründe der Komponisten, die sie zum schreiben dieser Noten animierten. Leicht und beschwingt, manchmal melancholisch, laut, und manchmal leise verzauberten die Töne die Zuhörer.

Mit Leidenschaft schwebten die Hände von Frau Gärtner über die Tastatur und entführten die ca 100 Zuhörer in eine Welt der niemals an Reiz verlierenden Musik.
Klassik bleibt über Jahrhunderte aktuell, die heutige Musik ist eher kurzlebig und spricht überwiegend die junge Generation an. Trotzdem waren auch junge Menschen unter den Besuchern im Neuen Schloss, denen man den Musikgenuss ansehen konnte.
Die Menschen, die das Konzert besuchten, waren festlich gekleidet. Niemand kam in Jogginghosen oder Jeans. Die Männer trugen durchweg Anzug und Krawatte. Auch das ist ein Ausdruck der Wertschätzung für Musik und Künstlerin.

Das 19. Mal war die begnadete Pianistin nun schon in Bad Lobenstein. Immer ist es der 1. Sonntag im November, wo sich die Freunde des Klavierkonzertes zusammen finden. Und jedes Mal, so habe ich es erfahren, spielt sie die Melodien von anderen Komponisten, die viele Menschen sicherlich nur vom Namen her kennen.

Diese Frau lebt ihre Musik. Ohne Noten abzulesen und Notenseiten umzublättern spielte sie göttlich, leidenschaftlich und die Erschöpfung war ihr zum Schluss doch etwas anzusehen. Trotzdem klatschten alle Zuhörer so sehr, dass Frau Gärtner zu einer Zugabe nicht Nein sagen konnte. Eine ganz andere Weise kam auf den Tasten des Flügels zustande. Man fühlte sich in den Orient versetzt und hatte den Eindruck, dass gleich der kleine Muck mit dem Teppich durch den Raum schwebt.

Vielen, vielen Dank für dieses Musikerlebnis. Ich werde mir das 20. Konzert sicherlich nicht entgehen lassen.

Brigitte Richter

Foto: © Henriette Gärtner



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