Kindheitserinnerung

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Als kleines Mädchen durfte ich im Winter, wenn das Thermometer weit unter Null fiel, im Zimmer bei meiner Oma schlafen. Das freute mich immer sehr, denn Oma erzählte mir vorm Schlafen immer von früher.
In ihrem Zimmer gab es den einzigen Ofen in der oberen Etage, der geheizt werden konnte, weil die Esse durch ihr Zimmer ging. Ein kleiner, eiserner Kanonenofen, der ganz schmal und unscheinbar am Schornstein stand. Dieser Ofen wurde voll geknallt mit Holz und Kohlen, bis er glühte. Dass damals die Bude nicht abgebrannt ist, wundert mich heute noch….
Trotzdem wurde es nicht warm in dem kleinen Raum. 2 Fenster mit einfacher Verglasung, die zudem nicht richtig dicht waren, gaben der Hitze um den Ofen herum keine Chance, sich auszubreiten. Die Eisblumen an den Scheiben bildeten sich ruckzuck neu, sobald das Feuer etwas nieder gebrannt war.
Ich kuschelte mich auf das alte Cannapee gegenüber von Omas großem, hölzernen Bett, deckte mich mit der dicken Federbettdecke zu, und beobachtete sie, wie sie in ihr dickes Federbett hinein kroch. Dabei fiel mir auf, dass Oma ihre dicken Schlüpfer nach unten streifte und die Füße damit einwickelte. Sie meinte, dass sie so besser einschlafen kann, weil die Füße sofort warm wurden.
Am Morgen zog sie die Liebestöter wieder hoch und ihre Welt war in Ordnung.
Manchmal war auch die Zudecke meiner Oma an der Wand angefroren, weil ihr Bett an der Außenwand stand.
Einmal lief ein kleines Mäuschen oben auf der Lehne des alten Cannapees entlang. Ich schrie auf und wollte, dass Oma die Maus beseitigt. Aber meine Großmutter hatte wohl keine Lust, in der eisigen Kälte auf Mäusefang zu gehen. Sie meinte: „Auch den Mäusen ist es draußen zu kalt. Oder hast du schon mal gehört, dass eine Maus ein Kind gefressen hat? Mach jetzt die Augen zu und schlafe endlich!“
Am nächsten Tag stellte sie dann doch eine Falle auf und siehe da, das Mäuschen steckte drin!
So nach und nach wurde eine ganze Mäusefamilie eliminiert. Oma sagte nach der dritten Maus schon, die in der Falle war: „Aber nun war es die Letzte!“
Nee, es folgten noch sehr viele kleine, graue Nager, die dem Speck in der Falle nicht wiederstehen konnten, bis es wärmer wurde und diese Tiere woanders im Haus ihren Platz fanden.

Brigitte Richter

Unter der Bezeichnung „Mitmachricht“ veröffentlichen wir die uns zugesandten Beiträge. Die Inhalte spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider, die Angaben erfolgen ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit.

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