Gedanken zum 3. Oktober

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Nichts ist so beständig wie die Veränderung!
Zitat von Ovid; Römischer Gelehrter v.u.Z.



Voller Euphorie erlebte ich im Alter von 37 Jahren die Grenzöffnung zur damaligen BRD. Es war ein Glücksgefühl sondersgleichen und ein gewisser Triumph, dass es die Menschen im Osten damals in einer friedlichen Revolution geschafft haben, die Mauern eines Ghettos einzureißen. Dann, ein Jahr später, wurde der 3. Oktober zum gemeinsamen deutschen Feiertag ernannt. Heute feiern wir ihn und viele junge Leute, nehme ich an, wissen gar nicht warum. Aber das sei der Jugend erlaubt, da sie diese aufregende Zeit damals nicht miterlebt haben. Hauptsache ein arbeitsfreier und bezahlter Feiertag wird so Mancher denken….

Ghetto, war die DDR wirklich ein Ghetto? Die meisten DDR-Bürger empfanden es wohl nicht so, denn sie waren in dieser „Umzäunung“ sicher, hatten ihren festen Arbeitsplatz und waren in Kollektiven, Familien und Freundeskreisen gut integriert. Ich höre heute noch die Meinungen einiger Leute aus meinem Bekanntenkreis: „Mir ging es doch gut in der DDR!“

Mir ging es auch gut, und trotzdem war da etwas, was mich 1989 jeden Montag zur Demo auf den Lobensteiner Markt trieb. Da ich ein paar Jahre in einer staatlichen Behörde gearbeitet habe, hatte ich Einblick in Dinge, die mir politisch sehr widerstrebten. Ich fühlte mich, wie viele andere Menschen auch, beobachtet, eingesperrt, bevormundet. Meinungsfreiheit gab es nicht. Mir ging es nicht darum, in der Welt herum zu reisen, nein, ich wollte nur in einem demokratischen Land leben; und von Demokratie konnte man in der DDR wirklich nicht reden. Man hatte sein Fähnchen nach dem Wind zu hängen, dann war man ein guter Staatsbürger.

33 Jahre sind seitdem vergangen. Ob ich klug und weise geworden bin, weiß ich nicht, aber Erfahrungen habe ich viele gesammelt in all den Jahren. Mit Vielem bin ich auch heute nicht einverstanden, denn Politik wird auch in unserer Zeit, und gerade jetzt, nicht für das Volk gemacht. Aber die Macht des Volkes sollte niemals unterschätzt werden.

Ein einzelnes Streichholz, oder 2 oder 5 zerbricht jeder schnell, aber eine ganze Schachtel voller Streichhölzer ist sehr schwer zu brechen. 40 Jahre dauerte die DDR-Diktatur. Mal schaun, wie lange es dauert, bis auch diese Gesellschaftsordnung von einer besseren/anderen abgelöst wird.

Noch feiern wir den „Tag der Deutschen Einheit“! Er ist ein Verdienst des Volkes. Den Menschen geht es aber nicht nur um Reisefreiheit, um alles kaufen zum können, nein, es geht ihnen um Sicherheit, soziale Geborgenheit, die Zukunft der nachfolgenden Generationen und um ein bezahlbares gutes Leben. Das steht im Moment auf sehr wackeligen Beinen und droht zu kippen. Lasst uns weiterhin zusammen halten, weil nur die Gemeinschaft stark macht!

Unser Volk arbeitet gemeinsam, feiert gemeinsam und kämpft gemeinsam. Ich wünsche allen einen schönen Tag der Deutschen Einheit, den wir hoffentlich noch lange und in Frieden gemeinsam begehen können!

Brigitte Richter


Unter der Bezeichnung „Mitmachricht“ veröffentlichen wir die uns zugesandten Beiträge. Die Inhalte spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider, die Angaben erfolgen ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit.

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