Aberglaube

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Wenn die Menschen älter sind, erinnern sie sich oft an das, was früher war. Das Langzeitgedächtnis bleibt bei den meisten Leuten aktiv, was aber vor 5 Minuten gesagt wurde, wird ganz schnell mal vergessen.

Auch mir geht es manchmal so. Und heute Nacht, als ich nicht schlafen konnte, kamen die Erinnerungen an meine längst verstorbene Oma und was sie mir alles erzählt hat. Meine Oma Hulda war eine sehr gute Geschichtenerzählerin. Besonders gerne sprach sie über Dinge, die man beherzigen sollte um kein Unglück herauf zu beschwören.

Unter einer Leiter hindurch gehen, nein, das darf man auf gar keinen Fall. Das Unglück, dass einem danach was Schlimmes passiert wäre somit vorprogrammiert. Oder die Begegnung mit einer schwarzen Katze, die vor einem den Weg kreuzt, ist auch kein gutes Zeichen.
Spannend waren ihre Geschichten, wenn sie es belegen konnte, dass Diesem oder Jenem etwas zugestoßen war, der die abergläubischen Regeln nicht befolgt hat. So geschah es, dass die alte Meta, die in ihrem Geburtsort wohnte und am Karfreitag mit der Nadel und dem Faden Wäsche ausgebessert hat, im Sommer der Blitz erschlagen hat. „Nimm niemals am Karfreitag eine Nadel in die Hand“, gab mir Oma Hulda als Rat mit auf den Weg.

Und ihr werdet es nicht glauben, ich denke dran und werde niemals an einem Karfreitag einen Knopf annähen.
App. nähen! Im Krankenhaus sollte man auch keinen Knopf annähen, der vielleicht vom Schlafanzug abgegangen war. Damit näht man sich ans Krankenbett fest.
Wird ein Verstorbener beerdigt und es regnet ins offene Grab, dann folgen in diesem Ort 2 weitere Einwohner nach. Ist das nicht gruselig?

Auch wenn heute kaum noch jemand an solchen Quatsch glaubt, hängen die Worte doch im Kopf fest. Ich gehe unter keiner Leiter hindurch, habe ein komisches Gefühl, wenn mir eine schwarze Katze über den Weg läuft und erledige an einem Freitag dem 13. keine wichtigen Dinge.

Finde ich aber einen Pfennig/Cent auf der Straße, oder ein vierblättriges Kleeblatt, dann nehme ich es mit und freue mich auf das Glück, das es mir bringen wird.

Am verrücktesten fand ich es immer, wenn mir das Ohr gejuckt hat und meine Oma sagte: „Wenn es dar Rechte ist, erfährst du was Schlechtes, juckt dir das linke Ohr, dann erzählt dir jemand etwas Schönes!“ Grabbelts in der rechten Hand, gibt man Geld aus, juckt die linke, bekommt man welches.

Eine Regel beherzige ich nicht mehr, die mir meine Hulda ans Herz gelegt hat: Ich wasche auch zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar meine Wäsche. Nur keine Bettwäsche, denn das soll so sein, dass derjenige, der in dieser Wäsche schläft krank wird und das Bett nicht mehr gesund verlassen kann.

„Steh niemals mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bett auf“, sagte Omi immer wieder. Da ist der ganze Tag versaut. Nur leider denke ich manchmal nicht dran. Daran wird es wohl liegen, dass es auch bei mir gute und schlechte Tage gibt.

Ich wünsche jedenfalls allen Menschen, das vierblättrige Kleeblatt im Lieblingsbuch zu trocknen und zu pressen und immer den Glückspfennig im Geldbeutel zu haben.

von Brigitte Richter, Thierbach

Unter der Bezeichnung „Mitmachricht“ veröffentlichen wir die uns zugesandten Beiträge. Die Inhalte spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider, die Angaben erfolgen ohne Gewähr und Anspruch auf Vollständigkeit.

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